Meine Reise geht nun auf dem Highway #1, dem Trans Canada Highway recht Ereignislos weiter. Schon früh am Morgen werde ich wach und denke noch einmal darüber nach ob ich bleiben oder doch lieber meinen Weg nach Lilooet fortsetzen soll. Lina und Philipp haben mir den Lake Seton als so schön beschrieben, dass ich es vorziehe dort lieber noch etwas länger zu bleiben. Die Strecke bietet immer wieder schöne Ausblicke auf Seen und Berge, doch die Berge treten zunehmend in den Hintergrund und machen einer großflächigen Landschaft Platz die von hohen Sedimentplateaus und dem tief eingeschnittenen Flusslauf des Thomson River durchzogen wird. Kamloops erscheint mir heute viel größer als bei meinem letzten Besuch. Ich möchte hier keine Zeit verbringen, verzichte auf eine Bahnfahrt mit der historischen Dampflokomitive, der einzigen, die noch auf Normalspur fährt. Warum auch immer, ich fühle mich hier nicht wohl. Und durchfahre die Stadt ohne Halt. Der Highway verläuft nun recht immer durch diese unwirklichen Sedimenthügel. Kurz nach Kamloops bemerke ich einen schwefelig fauligen Geruch und dann sehe ich Tümpel mit einer weißen Salzschicht. Einige Minen befinden sich in der Umgebung, in denen der Amphibolith abgebaut wird. Es gibt kaum Vegetation. Dort, wo etwas wächst, sind es kleine Kakteen und ein stark duftendes Kraut, das bei den Indigenen bei rituellen Anlässen verbrannt wird. Ich pflücke mir ein Sträusschen und bald duftet der ganze FidiBus danach. Aus den Dünenartigen Hügeln zeugen hohe und schroffe Felswände aus Lava- und Amphibolitgestein von einst mächtigen Vulkanen. Ich fühle mich, nicht nur der Hitze wegen wie in einer Wüste. Nichts als weite, trockene Steppe.
Die Landschaft wandelt sich erneut und macht Viehweiden Platz. Immer mehr wird das Bild von der Landwirtschaft geprägt. Bei Cache Creek verlasse ich den Highway #1 und biege auf den Highway #99 ab. Der Wandel, der sich bereits auf den ersten Kilometer landschaftlich vollzieht ist grandios. Es geht wieder in Berge, durch Schluchten aus grauem Kalk- und gelbem Dolomitgestein. Ab und zu sehe ich Marmorsteinbrüche, durchzogen mit schwarzen Adern, doch komme ich nirgendwo nahe genug an die Brüche heran um herauszufinden worum es sich bei diesen schwarzen Adern handelt. Ich vermute, das es Basalt ist, der durch das Sediment hindurchgetrieben ist. Bei Pavilion erreiche ich die Hochebene und habe nun einen umwerfenden Blick hinab in die Schlucht, die der Fraser River durch Lava und Sediment geschnitten hat. Die Strecke ist tatsächlich so unbeschreiblich schön, wie sie mir von Lina beschrieben wurde.
In Lilooet liegt Brandgeruch in der Luft und an einigen Stellen sehe ich in den Bergen Rauchsäulen aufsteigen. Ih habe Lust auf eine Bar mit Terasse, doch das ist eine Fehlanzeige. Nur ein Hotel bietet eine Terasse an, deren Charme nicht so recht bei mir ankommen will. Also fahre ich die wenigen Kilometer bis zu Lake Seton weiter und suche den beschriebenen Campingplatz. Der Platz liegt im Wald, wird von Energiebetrieb BC Energy verwaltet. Zwar liegt er nicht am See, dafür aber an einem kleinen Fluss. Kaum nähere ich mich diesem Creek, bemerke ich einen deutlichen Gderuch nach totem Fisch. Ich schaue nach woher dieser unangenehme Geruch kommt und da sehe ich es auch bald. Die Sockey Lachse haben hier ihren Laichgrund erreicht und ihre Eier abgelegt. Damit ist ihr Leben am Ende angekommen. Ausgezehrt und erschöpft finden sie hier ihren Tod. Die Kadaver liegen überall im Wasser oder leuchten in einem tiefen Rot auf den Felsen, wo sie Futter für Wölfe Bären und Raben sind. Hier und da sehe ich noch einen Lachs schwimmen und erlebe auch den heftigen Kampf zweier Lachsmännchen, die um den Laichplatz kämpfen.
Für die Nacht ist der Platz gut, aber einen weiteren Tag möchte ich nicht bleiben, der Hauch des Todes wird sicher in den nächsten Tagen eher noch zunehmen. Ach wäre ich doch am Adams Lake geblieben.
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