Ich habe eine merkwürdig Art, meine Reisen zu planen. Das fällt mir heute besonders auf. Der schnellste Weg nach Halifax führt vom Westen der Stadt über den St. Lorenz-Strom und auf der A20 an dessen Südufer entlang. Doch ich wähle das nördliche Ufer in der Hoffnung an der Brücke über den Rivière Saguenay nach Tadussac zu gelangen. Hier schlösse sich der Kreis des ersten Abschnittes meines Roadtrips. Von hier aus wendete ich mich im Juni Richtung Nordwesten um schließlich nach Dawson City zu gelangen. Denke ich zurück an vergangene Reisen so fällt mir nun auf, dass meine Touren stets einem bestimmten Muster folgen. Die einzelnen Reiseabschnitte bilden zumeist eine Schlaufe und kehren dann wieder an den Beginn dieser Schlaufe zurück um dann in einer anderen Richtung einer weiteren Schlaufe zu folgen. So wie sich auch jetzt wieder in Tadusac ein Kreis schließen wird.

Der Highway #138 ist gut ausgebaut und die Zahl der Lastwagen hält sich in Grenzen. Da die Trucks meist um zehn Prozent über dem Speedlimit fahren empfinde ich sie als Drängler und anders als bei uns zuhause ist auf den Highway alles verboten, es sei denn, es ist ausdrücklich erlaubt. So gilt ein generelles beinahe überall ein generelles Überholverbot, angezeigt durch eine durchgehende Linie. An Steigungen oder nach einer bestimmten Strecke werden Überholspuren ausgewiesen. Erstaunlicherweise halten sich die Autofahrer sogar im Großen und Ganzen an solche Regeln, obwohl es kaum Verkehrskontrollen gibt. Aber das führt eben dazu, dass die Trucks mit einhundert Km/h von hinten angebraust kommen und recht ungeduldig werden, wenn ich mit den erlaubten hundert dahinziehe. Solche Highways eignen sich dann eben nicht zum Cruisen.

Auf dem Highway #138

Es wird dämmrig und von meinem angepeilten Ziel bin ich noch weit entfernt. Welchen Sinn macht es nachts durch ein Land zu fahren, das man sich doch anschauen möchte. Eine Planänderung muss her. Nicht weit entfernt befindet sich der Fischerort Saint-Siméon mit einem Fährhafen und einem Camingplatz der sogar den Luxus einer Dusche anbietet. Bald sehe ich das Hinweisschild in den Ort, folge der Straße hinab zum Wasser und gelange in den Ortskern. Meiner Vorstellung einer heißen Dusche muss ich ebenso eine Absage erteilen, wie meinem Wunsch nach einem kühlen Bier und einem Thekengespräch. Sowohl der Campingplatz war geschlossen als auch die beiden Motels und auch die Bar. Seitlich des Fähranlegers finde ich einen großen Parkplatz auf einer Mole. Weder eine Kette noch ein Hinweisschild verbieten es hier zu übernachten und so suche ich mir einen Platz am Ende des Fähanlegers. Die Hoffnung hier einen Platz mit ein wenig Dunkelheit zu finden ist vergeblich. In gleißendes Scheinwerferlicht gehüllt kann ich jedenfalls davon ausgehen, dass mir niemand meinen FidiBus unter meinem Hintern weg klaut. Lust zum Kochen habe ich heute nicht mehr und so warte ich nach Tee und Brot darauf in meinem nur mäßig abgedunkelten FidBus in den verdienten Schlaf zu fallen.

Die Tage werden nun länger, die Morgendämmerung kommt später und so wache auch ich erst gegen sieben Uhr auf. Ein Stückchen entfernt von mir steht ein roter VW T3-Bus und ein Paar pendelt zwischen Fährbüro und Auto hin und her. Nach bewährtem Muster gehe ich zu ihnen hinüber, stelle fest, dass es sich um Franzosen handelt und wünsche einen guten Morgen. Sie erzählen mir, dass sie sehr wohl auf dem Campingplatz übernachtet hatten, zu dem es einen weiteren Zugang von der anderen Seite gibt, den sie Dank ihrer Nachfrage an der Tankstelle genannt bekamen. Selbst die Dusche war vorhanden, aber es gab ansonsten keinen weiteren Service, dafür konnte man dort aber kostenlos nächtigen. Nun, welchen Service brauche ich denn außer hin und wieder einer Dusche und schließlich habe ja auch ich kostenlos übernachtet und hatte sogar elektrisches Licht in Hülle und Fülle. Naja, Pech gehabt.