Mit dem Bulli durch's Land der Bären und Wölfe

Reise in die Erinnerung

In Fort St. John angekommen sehe ich bereits den Hinweis zu ‚Historic Site‘. Wie Schuppenfällt es mir von den Augen, als ich das Eingangsgebäude zum Fort sehe. Hier war ich mit Gitte auf unserer Reise nach Vancouver. Mit einem gemieteten Van fuhren wir durch die Rockies. Prince George war unser nördlichster Punkt. Im Fort sind dann alle Erinnerungen wieder da und ich höhre Gittes markante Schritte auf dem Boardwalk, ihre Anfeuerungsrufe als wir im Fort beim Hühnerwettrennen auf ein besonders fettes Huhn setzten, das aber wohl zu fett gefressen war, als dass es wegen der paar Körner am Ziel besondere Anstrengungen unternehmen sollte.

Tatsächlich fühlte ich mich plötzlich nicht mehr allein.

Gegenüber des Forts befand sich in einem Provincial Park ein Campground wo wir übernachteten. Ich bin neugierig und fasse den Entschluss auch heute dort die Nacht zu verbringen, falls es den Platz überhaupt noch gibt. Es gibt ihn noch, doch alle Plätze sind belegt oder reserviert. Enttäuschung macht sich breit und so fahre ich zu Eingang zurück. Doch da, tatsächlich ist ein einziger Platz frei. Platz Nummer einunddreißig. Es ist der alte Platz. Um sicher zu gehen vergleiche ich ein Foto von damals, dass ich für WhatsApp als mein Profilbild verwendet mit dem Blick vom Platz. Es stimmt. Ich mache zum Beleg ein Foto aus der gleichen Position über den See, sonst glaubt man mir diese Geschichte womöglich nicht. Es wird dunkel und es ist der gleiche Sonnenuntergang wieder versinkt die Sonne in einem glutorangenen Schleier hinter dem Horizont. Auch die belege ich mit einem Vergleichsfoto. Ich erinnere mich, wie wir am Ufer des Sees standen und fasziniert zusahen, wie sich der Tag verabschiedete und dann schwammen wir noch ein wenig in dem klaren Wasser und legten uns in unsere Halfpipe, wie wir unser Lager bezeichneten, denn die Matratze, die wir für den VAN bei Canadian Tire erstanden hatten war zu breit um ganz in den Wagen zu passen und so wölbten wir sie links und rechts nach oben. Auf diese Art und Weise erlebten wir das ‚Zwangskuscheln‘. Mit dem Gefühl, heute nicht allein gewesen zu sein schlafe ich ein. Doch verspreche ich Gitte vorher noch, dass wir morgen noch so einen Ort der Erinnerung besuchen werden. Wir fahren nach Barkerville. Auf dem Highway ist die Fahrt langweilig. Erst die letzten siebzig Kilometer sind landschaftlich wieder reizvoll. Von Westen fahre ich in das Cariboo Gebirge,

das wegen seine Goldreichtums noch heute zahlreiche Minen birgt. Wir kommen am späten Nachmittag in Barkerville an. Die Siedlung entstand während des Goldrauschen im Jahr 1897 und sie entwickelte sich schnell zu einem Mittelpunkt des Handels und des Gesellschaftlichen Aufstieges, bis sie im Jahr 1928 durch einen Blitzschlag vollständig abbrannte. Noch im gleichen Jahr begann der Wiederaufbau und noch in den siebziger Jahren waren ein paar Häuser dauerhaft bewohnt. Erst als die Siedlung in einen Historischen Park umgewandelt wurde verließ auch der letzte Bewohner Barkerville. Nirgendwo kann man das Leben zur Zeit des Goldrausche so eindrucksvoll nachvollziehen wie hier. Ich gehe in den Candyshop und kaufe zwei Tüten von den Candies, die wir auch damals kauften. Eine mit Caramell und Pfefferminzbonbons für Gitte und für mich eine Tüte Lakritz und Schokobonbons. Später habe ich auch die Pfeffermins und Schokobonbons gegessen und war danach erst einmal erledigt. Es war ein schöner Tag mit Gitte. So gar nicht traurig sondern sogar auf eine seltsame Weise sehr aufregend. Ich bin froh, die vierhundert Kilometer Umweg gefahren zu sein. Ich verabschiede mich aus Barkerville und sage Adée zu meinen Erinnerungen.

Ich werde meine Reise nun wieder allein fortsetzen.

1 Kommentar

  1. Bärbel Peters

    Zauberhaft!

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