Ich habe langsam genug der Wälder, Seen und Sümpfe gesehen mich drängt es nach Alberta und in die Berge. Saskatchewan werde ich auf der Rückreise noch intensiver erleben, wenn ich durch nach Saskatoon und Winnipeg komme. Also versuche ich Strecke zu machen. Und fahre bis nach Price Albert. Es ist schon spät als ich dort ankomme und so hebe ich mir die Stadt für den nächsten Tag auf. Auch hier weiß iOverlander einen möglichen Übernachtungsplatz und so stelle ich mich direkt neben der Polizeistation auf einen Truckstopp. Ein wenig hoffe ich hier mit einem der Trucker ins Gespräch zu kommen, doch dieser Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen. Entweder lagen die schon in ihrer Koje oder die Trucks waren dort unbemannt abgestellt. So bereite ich mir mein Abendessen, mal wieder Baked Beens, das geht am schnellsten und dann lege auch ich mich zu Bett.

Gegen acht Uhr am Morgen richte ich meinen FidiBus für die Weiterfahrt und suche mir einen Tim Hortens für einen Kaffee und ein WiFi. Hier in Prince Albert sind die Coronaregeln noch sehr strikt. So ist die Innengastronomie geschlossen und das WiFi heruntergefahren. Der Reiseführer hat als einzige Sehenswürdigkeit die alte Townhall aus dem 19. Jahrhundert empfohlen und auch diese erwies sich als nicht wirklich spektakulär. Prince Albert liegt ja direkt am North Sasketchewan River und so vermutet man an dessen Ufer Parks, Gastronomie und einfach das was für mich zu einer Stadt an einem so großen Fluss üblich scheint. Davon gibt es hier weit und breit nichts. Ein Stadtarbeiter, der die Grünanlagen vor dem alten Gerichtsgebäude pflegt fragt mich, was mich denn ausgerechnet nach Prince Albert geführt hat. „here is less than nothing“.

Das alte Gericht von Prince Albert

Ja weniger als nichts, so scheint es auf den ersten Blick, doch der Wohnbereich der Stadt weiß mit hübschen Häusern und gepflegten Gärten aufzuwarten. Die Städte scheinen mir oft das gleiche Muster aufzuweisen: Zum Einen sind sie in Blöcke aufgeteilt, die von rechtwinklig verlaufenden Streets und Avenues definiert werden. Die Shopping Malls und Geschäftsbetriebe befinden sich in der Downtown. Gewohnt wird außerhalb. Liegt eine Stadt an einem Berg, so habe ich bisher die schönsten Häuser und größten Grundstücke dort gefunden.

Ein beliebter Treffpunkt

Es ist Zeit mich wieder auf die Straße zu begeben und über den Highway #55 verlasse ich Prince Albert nach Westen. Mein nächstes Ziel soll Edmonten sein, wo ich den Canada Day am ersten Juli erleben möchte.

Dann entdecke ich einen Hinweis auf eine Satellitenstation am Ortsausgang von Prince Albert. Ich reiße das Lenkrad herum und fahre die Gravelroad hinauf bis zu einem Zaun, der mir die Weiterfahrt verbietet. Das Tor ist offen. Eine Weile überlege ich und dann fahre ich langsam den Weg weiter hinauf bis zu einer Ansammlung von Containern. Dort treffe ich auf einem Raupenfahrzeug auf Rylan. Ich erkläre ihm meinen Wunsch, die Station zu besichtigen und er erweist sich als sehr hilfsbereit. Es sei zwar nicht erlaubt das Gelände einfach so zu betreten, aber er wird mich als seinen Gast zum Verwaltungsgebäude bringen. Also tauschte er seinen Schlepper gegen einen Truck und so fuhr ich im Geleit bis zum Heiligtum der Station, vorbei an großen Antennen. Dort wurden wir von Luka in Empfang genommen. Luka ist eine junge Frau, die während einer Urlaubsreise nach Kanada einfach mal aus Neugierde anfragte, ob man Verwendung für eine deutsche Physikerin habe und so sei sie hier gelandet und hängen geblieben. Von ihr erfahre ich, dass die Station zwei Aufgaben hat. Zum Einen verfolgt und beobachtet sie direkt oder als Relaisstation Satelliten und zum Anderen werden von hier die Notrufe der 911 aufgenommen und Rettungsmaßnahmen koordiniert. Der Besuch der Station selbst und der Blick auf die Monitore bleibt mir verwehrt. Hierfür sei eine Sicherheitsüberprüfung nötig, die mit allen Verfahren etwa eine Woche dauert. Alles was hier geschieht unterliege der Geheimhaltung. Schade, aber verständlich. Rylan berichtet nun von seiner Aufgabe. Er sei Koordinator der Feuerbekämpfung für Waldbrände und verantwortlich für gesamt Saskatchewan Also einem Gebiet, etwa so groß wie Deutschland. Er stelle das benötigte Material zusammen, Wohncontainer für die Löschmannschaften, Feldküche und technische Ausrüstung, die dann mit Flugzeugen oder auf Transportern in den Einsatzort gebracht werden. Ich bin fasziniert von dem ausgeklügelten System der Brandbekämpfung. Die Feuer lasse man, solange sie kontrollierbar sind einfach abbrennen. Die Aufgabe der Feuerwehr bestehe in erster Linie im Schutz der Siedlungen und Städte und der Rettung von Menschenleben.

Mit dem Gefühl, wieder etwas Besonderes erlebt zu haben fahre ich nun weiter auf dem Highway #55 über Big River bis nach Meadow Lake, einer weiteren Stadt, die an Trostlosigkeit kaum zu übertreffen ist, was wohl auch an dem einsetzenden Regen liegen mag. Hinter dem Museum bietet sich ein Platz für die Nacht an. Bis nach Edmonten sind es nun noch etwa sechshundert Kilometer, für mich eine volle Tagesreise.

Am Nachmittag des ersten Juli 2022 überschreite ich die Grenze nach Alberta und bin am Abend dann endlich in Edmonten. Doch davon mehr im nächsten Bericht. Jetzt werde ich meinen Platz im McDonalds aufgeben (Kaffee und WiFi) und Edmonten verlassen. Es treibt mich wieder hinaus in die Natur und endlich werde ich den Bergen näher kommen.