Für Quebec hatte ich zwei volle Tage eingeplant, doch unter dem geänderten Zeitplan muss ich nun auch hier Kürzungen vornehmen. In der vergangenen Nacht hatte ich am Yachthafen einen Platz zum Schlafen gefunden. Von hier aus bis ins Zentrum habe ich es nicht sehr weit, aber zu weit um zu laufen. Im Zentrum gibt es direkt am Fluss mehrere Parkplätze und ich entscheide mich, direkt unterhalb des Rathauses zu parken. Von hier aus laufe ich hinauf in die Altstadt.
Es fühlt sich für mich an, als sei ich in einer anderen Welt, weit entfernt von dem Kanada, das ich kenne. Je nach Quartier fühle ich mich in Frankreich oder in Groß Britanien und so empfinde auf direktem Weg die wechselhafte Geschichte der Stadt und der Provinz. Briten und Franzosen kämpften um den Besitz dieser wichtigen Handelsmetropole. 1759 gelang es dann den Briten die Stadt nach monatelanger Belagerung in Besitz zu nehmen. Etwa einhundert Jahre später wurde Quebec City zur Provinzhauptstadt der neuen Provinz Quebec. Mein nun eng gewordener Zeitplan erlaubt es mir nicht mehr, die Stadt in der geplanten Art und Weise zu erkunden. Um dennoch möglichst viel von der Stadt zu sehen beschließe ich einen der Hop-On – Hop-Off-Busse zu ergattern, um wenigstens die wesentlichen Gesichtspunkte der Stadt zu sehen. Vielleicht erschließt sich mir auf diese Weise eines der schönen Cafés um den Flair des europäisch anmutenden Stadtlebens zu genießen. Im Schnelldurchgang fährt der Bus durch die Altstadt, entlang des Hafens, bis zu einem Platz unterhalb des eindrucksvollen Hotels Chateau de Frontenac.
Hier steige ich aus. Mit der Standseilbahn fahre ich hinauf, damit ich von hier oben auf denSt. Lorenzfluss hinabschauen kann. Auf dem hölzernen Bordwalk am Rande des Plateaus schlendere ich ein Stück in Richtung der Zitadelle. Ein Musiker sitzt an der Mauer vor der Steilhang und spielt auf seinem Bandeon französiche Chancons von Jaques Brel und Gilbert Bécaud. Er hat eine sehr schöne Stimme. Doch ich muss weiter. Hinter dem Chateu de Frontenac sehe ich den roten Touristikbus und ich besteige ihn. Zu spät fällt mir auf, genau an jener Stelle zugestiegen zu sein, an der ich meine Tour begonnen hatte und so durchfahre ich die ersten vier Stationen ein zweites Mal. Nach eineinhalb Stunden bin ich am Ende der Tour angelangt. Zeit für eine heiße Schokolade in einem hübschen Straßencafé.
Am späten Nachmittag laufe ich dann zurück zu meinem FidiBus. Es drängt mich weiter. Schade, gerne hätte ich einen weiteren Tag in dieser geschichtsträchtigen Stadt verbracht. Auch das Museum der Zivilisationsgeschichte hätte ich gern besucht, aber am vierzehnten Oktober muss ich in Halifax sein, das Auto reinigen seetüchtig packen und es am sechzehnten Oktober um acht Uhr im Hafen abliefern. Bleiben also noch drei Tage und etwa eintausendeinhundert Kilometer.
Schreibe einen Kommentar