Mit dem Bulli durch's Land der Bären und Wölfe

Halifax Exkursion 2. Teil

Heute, am 23. Mai bin ich endlich wieder in der Lage den Blog fortzusetzen, doch manchmal braucht es einfach ein wenig Zeit, um all die Geschehnisse ein wenig sacken zu lassen und zu verarbeiten. also fahre ich dort fort, wo ich aufgehört habe.

Es ist mein Geburtstag, der 21. Mai. Wieder scheint die Sonne und wieder laufe ich von meiner Unterkunft in die Stadt. Ich möchte dorthin gehen, wo die Geschichte so vieler Kanadier ihren Anfang hatte, zum Pier 21. Hier kamen die Menschen an , die ihr Land verlassen mussten, weil sie entweder aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt wurden oder weil sie arm waren und die Hoffnung sie dazu antrieb in ihrer Heimat alles hintersich zu lassen um einen neuen, einen glücklicheren Anfang hier in Kanada zu machen. Im Museum of Immigration an der Pier 21 wird die Geschichte der Einwanderung plastisch erzählt und man bekommt Gefühl dafür wie es wohl gewesen sein könnte, wenn man oft mit nicht viel mehr als einem Koffer und den Kleidern am Leib ein neues Land betritt, dessen Sprache einem ebenso fremd ist wie die Kultur. Eine weitere Abteilung befasst sich mit der Entwicklung Kanadas als Einwanderungsland über die diversen Acts of Immigration, die den Zuzug neuer Siedler zu steuern versuchten. Mit dem Immigration Act von 1976 wurde erstmal gesetzlich verankert dass von Gesetzes wegen niemand wegen seiner Hautfarbe, Herkunft oder Religion durch Verweigerung der Einbürgerung diskrimiert werden darf. Später wurden auch die Menschen durch einen Anhang einbezogen, die sich der LGTBQ+ Community zugehörig fühlen . Jedem Besucher, der sich mit dem Land auseinandersetzen möchte empfehle ich den Besuch dieses Museums. Wie kein anderes Land der Welt ist die Geschichte Kanadas mit der Einwanderung verknüpft.

Nach dem Besuch gönne ich mir erst einmal in einem Biergarten ein kühles Bier. Die nächste Station ist dann der Halifax Explosion Memorial Bell Tower, der mit seinen 14 Glocken der Opfer der Halifax Explosion gedenkt. Für heute ist es jedoch zu weit zum Laufen und der Bus fährt zu spät. Ich verschiebe diesen Punkt auf morgen. Auf mich wartet ja noch die Geburtstagseinladung.

Geburtstag bei Jill

Pünktlich um 4 Uhr holen Jill und ihr Freund Wayne mich an meiner Unterkunft ab. Wir fahren auf die andere Seite nach Cole Harbor. Angekommen bei Jills Eltern Sharon und Ainslie erwartet mich ein warmer Empfang. Schon das Hhaus strahlt eine Wärme aus, in der ich mich sofort wohlfühle. Beide sind viel mit dem Rucksack gereist und durch seine Erfahrung als Kurierfahrer kann er mir einige Hinweise auf den rauhen Weg über den Labrador Highway geben. Ein Whisky, dann ein zweiter, ein paar kleine Starter und wir beginnen voneinander und miteinanderzu erzählen, als seien wir alte Freunde. Da ist kein Moment, an dem ich mich fremd fühle. Jill betreibt eine Hühnerfarm unterstützt von ihrer Mutter. Sie herrscht über sechsunddreißigtausend Hühner, mit deren Eiern die umliegenden Märkte beliefert werde.

Die Zubereitung eines Hummers betrachte ich mit Vorbehalt. Aber wer Hummer essen möchte, der muss eben wissen dass man ihn zuvor auch töten muss. Das Essen eines Hummers stellte ich mir weitaus komplizierter vor, doch Ainslie führete mich schnell in Tricks ein, damit auch nicht das kleinste Restchen dieser Köstlichkeit in der Schale bleibt. Ich schafffte es sogar den Hummer zu zerlegen ohne meine Hose oder das Tischtuch zu ruinieren. Als Jill und Sharon dann noch eine Geburtstagstorte mit brennenden Kerzen hereintragen muss ich tatsächlich mit den Tränen der Rührung kämpfen. So viel Herzlichkeit begene ich in diesem Haus, dass allein dies schon meinen verlängerten Aufenthalt in Halifax mehr als kompensierte.


Um zehn Uhr entschließe ich mich dazu, mich von Sharon und Aisnlie zu verabschieden. Es ist ein herzlicher Abschied und ich muss versprechen, mich zu melden, sobald ich auf meinem Rückweg wieder in der Stadt bin. Jill und Wayne bringen mich nachhause und ich sitze an meinem Schreibtisch und lasse den Tag noch einmal an mir vorüberziehen. An diesem Abend wurde ich um weitere vier Freunde reicher.

1 Kommentar

  1. Ursula

    So viel Herzlichkeit macht ganz glücklich und dankbar! Dabei es doch scheinbar so einfach! Ein gutes Beispiel, auch hier diese Herzlichkeit zu zeigen. Mögen noch viele solcher Begegnungen Deinen Weg pflastern.

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