Mit dem Bulli durch's Land der Bären und Wölfe

Neue Freundschaft

Es ist hell draussen und die Sonne bricht durch die Wolkendecke hindurch. Also wird es wohl ein guter Tag. Ich muss nun etwas auf meine Reisekasse achten, das Leben in Kanada hat sich doch sehr verteuert und ich weiß auch nicht, woher die diversen Internetportale ihre Dieselpreise beziehen, jedenfalls liegen sie weit daneben. Ein Liter Diesel kostet mittlerweilen 2,45 CAD, das sind etwa 1,80 Euro. Zwar redet man hier davon, dass der Preis wieder sinken wird, aber ich gehe davon vorerst nicht aus.

An dieser Stelle möchte ich jedoch erst einmal einen Fehler aus dem letzten Beitrag korrigieren. Die allgemeine Teuerung liegt in Kanada im Durchschnitt bei 4,7%. Allein die Preise für Kraftstoffe stiegen nach aktuellen und amtlichen Meldungen um ca. 100%. Somit gehe ich davon aus, dass Ian wohl den gefühlten Preisanstieg beschrieben hat. Bei solchen Gesprächen sollte man tatsächlich immer erst einmal einen Faktencheck machen.

Heute fahre ich mit dem Bus zum Friedhof, wo die, an der Küste angespülten Opfer der Titanic beigesetzt wurden. Anschließend werde ich mir am Ort der „Big Explosion“ vom sechsten Dezember 1917 ein Bild von dem Ausmaß dieser Katastrophe machen. Damals kollidierten das französische Frachtschiff SS Mont-Blanc, beladen mit hochexplosiver Fracht und der norwegische Frachter SS Imo. Diese Kollision resultierte in der größten, von Menschen verursachcten Explosion bis zum Abwurf der ersten Atombombe. Weit mehr als eintausend Menschen verloren damals ihr Leben und mehr als 2000 Menschen wurden verletzt. Lange Zeit galt die „Halifax Explosion“ als das Maß zur Bestimmung der Zerstörungskraft von Explosionen jeglicher Art. So beschrieb man die Kraft der ersten Atombombe „Little Boy“ als das siebenfache der Halifx Explosion.

Wie es so mit den Plänen ist, sie bilden das wirkliche Leben nur ungenügend ab. Alle kommt anders als gedacht. Mein erstes Ziel ist Spring Garden, eine Parkanlage in Downtown Halifax. Klein aber fein schaffte man hier einen Ort der Ruhe und für die Augen einen Platz sich zu erholen von all den Bausünden städtebaulicher Eiferer. Der Park ist klein aber fein. Die Bäume schieben gerade erst ihre Blätter heraus, die Magnolien blühen weiß und rosa und Menschen füttern Enten.

Die nächste Station ist das Atlantic Maritim Museum, das sich der Seefahrt im Allgemeinen, aber im Besonderen mit den zwei großen Katastrophen, der Halifax Explosion und dem Untergang der Titanik befasst, die vor der Küste Neufundlands sank. Fast drei Stunden bringe ich zu, um mir ein Bild zu machen von den Geschehnissen dieser Zeit. Hier von Halifax aus wurde die Rettungs- und Bergungsaktion für die Titanik organisiert. Beispiele menschlicher Tragödien beider Unglücke finden hier Raum und erzählen Eindrucksvoll von den Opfern und den Überlebenden. Erschüternd war für mich, dass selbst hier nach Stand der Passagiere, beziehungsweise nach dem Kriterium in welcher Klasse sie auf der Überfahrt gebucht hatten, auch beigesetzt wurden, soweit dies zu ermitteln war . Erste Klasse in soliden Holzsärgen, zweite Klasse in einfachen Fichtenkästen und die dritte Klasse wurde lediglich in Leinentüchern begraben. Am Ende dieses Besuches gebe ich meinen Plan auf, die Orte Den Friedhof und den „Ground Zero“ der Halifax Explosion zu besuchen. Die Zeit wird knapp, denn ich bin ja um halb fünf mit Hawie Saunders verabredet.

Den Besuch der beiden Lokalitäten verscchiebe ich also auf den Samstag und eile zu unserem Treffpunkt. Schnell sind wir wieder mitten im angeregten Gespräch. Haw, wie Hawie genannt werden möchte, plant mit einer Reihe von „60 Sekundenfilmen“ die Menschen für den Schutz ihrer Umwelt mit persönlicher Verhaltenänderung zu motivieren. Mit ddieser Reihe möchte er einen Wettbewerb zum Thema „60 Sekunden“ gewinnen.
In einer Art Brainstorming gehen wir durch sein Script. Am Ende landen auch zwei meiner Ideen in seinem Ideenbüchlein. Das war die Möglichkeit, ihn um ein Interview zu bitten, in seinem Garten, während er dort zwei Szenen abdreht.

Haw berichtet mir von einer Naturfilmerin die am Rande eines Naturresevates auf Neufundland lebt undder er bereits von mir erzählte. Sie freut sich auf meinen Besuch und ich könne gern ein paar Tage bei ihr wohnen, wenn ich auf der Insel bin. Am Wochenende werden wir die Musikwelt von Halifax erkunden und nächste Woche wird er mit mir einige Highlights der Ostküste besuchen und mich dabei unterstützen sie filmisch wirksam in Szene zu setzen. Wir verabschieden uns zweieinhalb Stunden später als Freunde.

Später gehe ich noch auf ein Bier ins Oxford Taproom. Mit der Bedienung komme ich an der Theke ins Gespräch, sie berichtet über ihre Träume und Wünsche, weshalb sie hier arbeitet und bald setzt sich ein junger Mann zu uns und erzählt von seiner Kariere als Sänger einer Folk- und Bluesband. Wir vereinbaren einen Termin für ein Interview. Die Gespräche mit Haw haben mich so stark motiviert, dass ich alle Scheu verloren habe, Menschen um einen Beitrag für meine „Reportage“ zu bitten. Ich fühle mich, als hätte man mich an die Steckdose angeschlossen und die Ideen wirbeln durch meinen Kopf.

Heute beziehe ich mein neues AirB&B und ich werde wohl einen Indoor-Tag einlegen – oder vielleicht auch nicht!

1 Kommentar

  1. Ulli

    Lieber Matthias, morgen ist also Dein. grosser Tag, Geburtstag inKanada !!!
    “ Und von uns ist kaner da “
    Wir wünschen Dir von Herzen eine glückliche Reise, viele liebe , nette, interessante Menschen um Dich herum. Den Anfang hast Du ja schon gemacht. ….. Alles Gute für das neue Lebensjahr Deine Ulmer Ulli + Eri

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