Mein nächstes Ziel ist zunächst Revelstoke, schon seit Alters her ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt.Weshalb sich auch hier ein großes Eisenbahnmuseum befindet. Hier w erde ich endlich meine Nachricht an Philipp und Lina los und prompt bekomme ich eine Antwort. Wir wünschen uns eine gegenseitige sichere und glückliche Weiterreise und wissen, dass wir uns in Deutschland wiedersehen. Revelstoke ist ein sehr belebtes Städtchen und endlich gibt es wieder richtige Cafés in denen man an der Straße sitzen kann und wie daheim die Menschen beobacchtet, wie sie auf die unterschiedlichste Weise mit der ungewohnten Hitze fertig werden. Ich suche mir das Conversation Café aus, der Name ist viel verssprechend. So dauert es auch nicht lange, bis ich mit einem Tisch älterer Herren ins Gespräch komme, die Pläne für den Umbau des Hauses einer dieser Herren diskutieren. Sie staunen darüber, wie man in Deutschland baut und was ein Haus kostet. Sie staunen über die vielen Vorschriften, die einzuhaltenden Standards, die Heizungen und die Preise für Strom und Gas. Ein haus kann man hier für achtzig bis einhunderttausend Dollar bauen, inklusive Grundstück und das sind wahrlich andere Grundstücke als unsere kleinen Parzellen, die man gar nicht erst in Quadratmetern sondern gleich in acres misst. Ja und geheizt wird mit billigem oder gar kostenlosen Holz und wenn das im kalten Winter nicht reicht, hat man einen Ölofen.

Es es noch früher Nachmittag und ich würde gern hinauf zum Mount Revelstoke fahren und dort ein wenig wandern gehen und das tue ich dann auch Eineinhalb Stunden wandere ich, mit Bärenspray und Fotoausrüstung bepackt hinauf bis zu einem Feuerbeobachtungsturm nahe des Gipfels. Die Blumenwiesen, die dem Highway den Beinahmen Medows in the Sky gegeben haben, sind leider zum größten Teil schon abgeblüht und dies Wiesen bereiten sich bereits auf den Herbst vor. Die Aussicht von hier oben in die Monschee Mountains im Westen und in das Selkirk Gebirge im Osten ist berauschend. Ich nutze einen der zwei roten Holzstühle, die man hier in Kanada so Häufig als Einladung zum Verweilen findet und genieße das Panorama.

Heute, so überlege ich mir, wäre es schön einmal wieder eine Dusche zu haben und so steuere ich den Martha Campground am Lake Revelstoke an, der durch das Aufstauen des Columbia River entstanden ist. Doch vor dem Vergnügen der heißen Dusche steht noch ein Stück Arbeit an.

Die Reifen meines FidiBus sind vvorn schon recht weit abgefahren und haben die vier Millimeter-Marke erreicht. Außerdem möchte ich mir anschauen, inwieweit die Reparatur der Bremse gelungen ist, oder ob ich noch einmal eingreifen muss und den zusätzlichen Satz der Bremsbeläge brauche.

Das heißt Räder von vorn nach hinten tauschen, viceversa. Schnelle Arbeit, doch wie so immer steckt der Teufel im Detail. Um jeweils beide Räder zu demontieren brauche ich einen zweiten Wagenheberund der war auf dem Platz nicht aufzutreiben. Die der Trucks waren zu hoch, die der Pkws zu klein oder zu schwach. Doch der dür den Platz zuständige Ranger hatte die Lössung in Form vieler dicker Unterlegbretter, die die Wohnmobilfahrer vergessen haben. Also hebe ich den FidBus mit meineem Wagen hinten an, lege sieben Bretter aufeinander und lasse ihn darauf ab. Dann kannich den Wagenheber vvovrn zum Einsatz bringen und alles geht wie geschmiert. Die Bremsbelege der reparierten Brems erweisen sich zwar als schräg abgefahren, aber in einem Bereich, der vovrerst noch tolerabel ist.

So aber jetzt ab unter die Dusche! Nach einer dreiviertel Stunde sitzt ein geduschter, manikürter und gestilter Matthias am Tisch bei einem selbstgemachten Nudelsalat und einem wohlverddienten eiskalten Bier.

Für mein Frühstück lasse ich mir viel Zeit. Wieder scheint dide Sonne, die Temperatur soll heute erneut die siebenunddreißig Grad Marke erreichen. In Revelstoke frische ich meine Lebensmittel auf und freue mich auf einen Kaffee imConversation Café.

Dieses Mal warte ich nicht darauf angesprochen zu werden. Ein Ehepar möchte sich an den Nachbartische setzen doch es fehlen Stühle. Dafür habe ich an meinem Tisch vier Stück, also stelle ich zwei davon an den Nachbartische. Stelle mich vor, worauf auch die Beiden mir ihre Namen verrieten und schon war das Eis gebrochen. Sie machen hier Urlaub, seien aber aus Texas. Er bewundert deutsche Autos und hat einen Mercedes in Stuttgart bestellt, der in sechs Wochen geliefert wird. Sie fährt einen BMW. Nein gute Autos gibt es nur in Deutschland. Amerika kann weder gute Autos noch gute Motoren bauen bestätigen mir beide im Brustton der Überzeugung. Und dann wollen sie über Deutschland sprechen. Was der Krieg Russlands gegen die Ukraine für Deutschland bewirkt, ob ich glaube, dass die Ukraine eine Chance hat, wie sich unser Leben nach Covid und nun durch die Gasknappheit verändert hat. Ob die Regierung in Deutschland von der Bevölkerung unterstützt wird und ob man sich über Deutschland hinaus in Europa einig ist, wie man mit einem Diktator wie Putin umgehen sollte. Entgegen aller Vorurteile habe ich den Eindruck, dieses Mal auf gut informierte US-Amerikaner gestoßen zu sein. Am Ende wünschten sie mir aber auch Deutschland, bald wieder friedlicheren und leichteren Zeiten entgegenzusehen. Es war ein sehr schöner Morgen und voller Kraft und Tatendrang starte ich meinen FidBus. Erreiche ich wohl heute noch Kemloops?