Beim Frühstück erzählt mir Mayken von ihren Quilts, die sie in ihrer freien Zeit näht und ich kann sie dazu bewegen mir einige davon zu zeigen. Selbst als Mann der sich nie mit Handarbeiten befasste, erkenne ich die hohe Qualität dieser bunten, aus hunderten einzelnen Stoffteilen zusammengenähten Decken. Ich bin schwer beeindruckt. Doch dann heißt es auch hier wieder Abschied zu nehmen.
Mein heutiges Ziel ist Tobermory ein Fischerort und Fährhafen, von dem aus ich doch wenigstens für ein paar Dollar mit der Chi Cheemaun, der Fähre, mit der man in eineinhalb Stunden quasi zu Fuß Manitoulin Island erreichen kann. Ich erreiche die letzte Fähre, mit der ich auch wieder nach Toberory zurückkomme gerade rechtzeitig. Man treibt mich zur Eile, denn die Fähre ist abfahrbereit. Ich soll bei Sara rasch ein Ticket kaufen und sofort an Bord gehen. Für neunundzwanzig Dollar verkauft Sara mir also das Ticket und ich hechte an Bord. Kaum bin ich auf der Fähre, da verfinstert sich der Himmel dramatisch und es gießt was das Zeug hält vom Himmel herab. Na ja, dann genieße ich einfach eine Fahrt auf dem Lake Huron bei Unwetter.
Zurück in Tobermory stelle ich fest, dass es ich um ein hübsches kleines Hafenstädtchen handelt. Die Straßenbeleuchtung spiegelt sich auf der regennassen Straße und aus der örtlichen Brauerei dringt das warme Licht nach draußen. Da muss man doch glatt einmal hinter die Türe schauen. Gesagt getan und dieses Mal sprach mich eine Frau an. Ihr gefiel meine Hose. Es war eine jener Marken, die ich seit meiner Zeit als Geologe bevorzuge und die von einem kleinen Lederfuchs an der Seite geziert wird. Hmm, hätte sie nicht ihren Partner dabei, würde ich meinen, das es sich um den Beginn eines schönen Abends handelte, aber ja, da ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Nachdem das Thema der Vorzüge dieses fröhlich olivgrünen Kleidungsstückes also ausreichend besprochen war, bemerke ich, dass nicht nur mein Glas, sondern auch das Gespräch leergelaufen ist. Mit Eleganz erhebe ich mich vom Barhocker und strebe durch die Tür in die Kälte meinem Fidibus entgegen. Mein nächstes Nachtlager erreiche ich nur wenige Minuten später. Es liegt im Bruce Penninsula National Park in dem außer ein paar wenigen Wanderern kaum noch Menschen übernachten.
Ich schiebe am Morgen die Vorhänge meines Fensters zur Seite. Das Wetter ist ein Zwischenzustand zwischen Nebel und Nieselregen und eigentlich wollte ich doch noch eine Tour entlang der Küste machen, wo es eine Felsengrotte geben soll. Ich kämpfe gegen meinen inneren Schweinehund, diskutiere die Vor- und Nachteile meines Vorhabens und bemerke, dass ich solche stillen Diskussionen inzwischen bereits auf englisch führe. Nach dem Frühstückskaffee ist die Diskussion entschieden. Das Regenzeug wird eingepackt und dann gehe ich los um in Verbindung zweier Trails den Wald und die Küste zu erkunden. Nach wenigen Minuten verziehen sich die Wolken und die Sonne kommt hervor. Der Wald ist still.
Die Vögel haben ihre Brutzeit wohl hinter sich und sind bereits in ihr Winterquartier aufgebrochen. Nur das Rascheln des Blätterwaldes mischt sich mit dem entfernten Rauschen des Sees. Bald ist es zu einem regelrechten Tosen angeschwollen und dann erreiche ich die Steilküste des Sees und blicke hinab auf Wellen, die ich nur in einem Ozean erwartet hätte. Es ist gewaltig.
Die Grotte erweist sich als nicht sehr spektakulär. Dafür werde ich mit einem wunderschönen Wald und den sich mir immer wieder bietenden Ausblicken auf den See belohnt. Am Nachmittag bin ich dann wieder bei meinem FidiBus und wir starten Richtung Südosten. Von nun an fahre ich über kleinste Nebenstraße durch den Herbstwald, vorbei an malerischen kleinen Siedlungen, statte dem McMichael Museum noch einen Besuch ab, in dem unter Anderem die Gruppe der Sieben ihre Eindrücke Kanadas in Bildern und Skizzen festgehalten haben.
Ich schenke mir Toronto, möchte lieber etwas früher in Quebec sein und auch bis dahin habe ich noch gut zwei oder drei Tage zu fahren. Die Highways durch Toronto sind gewaltig. Auf zehn Spuren drängen die Autos dicht an dicht in die Stadt hinein und wieder heraus und so bin ich froh, als die Stadt hinter mir lasse
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