Bis zu Mayken sind es noch einige hundert Kilometer. Es ist mir bewusst, dass ich die Strecke keinesfalls an einem Tag bewältigen werde. Und so führt mich mein Weg zunächst nach Sault Ste. Marie. Von unterwegs buche ich einen Platz auf einem Campingplatz direkt am Kanal und den großen Schleusen, die den Lake Superior mir dem Lake Huron und dem Lake Munuscong verbinden. In Sault Ste. Marie wies mir mein Navi den Weg nach Süden und somit auf die andere Seite der Stadt, die auf US-Boden liegt. Das war ganz und gar nicht so gedacht. Doch ein Blkick auf die Karte zeigte mir, dass ich ich bei der Buchung tatsächlich nicht bemerkte, dass der Platz auf der falschen Seite meiner Reise liegt. Um zu wenden ist es zu spät und schon stehe ich am USA-Grenzhäuschen. Nein, ich habe kein i45-Formular ausgefüllt und ich habe auch kein ESTA-Visum. Was nun. Offensichtlich hat der Grenzbeamte keine Lust oder es ist kurz vor seinem Feierabend, jedenfalls öffnet er die Schranke und winkt mich durch. Aha, denke ich man kommt also auch auf diesem Wege einfach und unkompliziert in die USA. Der Campingplatz ist einer jener Plätze, die hauptsächlich den riesigen Mobilehomes und Trailer vorbehalten sind und so komme ich mir mit meinem vergleichsweise zwergenhaften FidiBus etwas verloren vor. Nun ja, für eine Nacht ist es okay.
Früh am Morgen packe ich meine sieben Sachen, genieße die heiße Dusche, unterhalte mich mit dem Personal des Platzes und dann mache ich mich auf die Suche nach einem Liquor-Store um den Eierlikör für Stefan und Tanja kaufen, den man in Nova Scotia nicht bekommt. Außerdem möchte ich wissen, weshalb meine Prepaid-Karte keine Verbindung aufbauen kann. Sie ist doch gerade erst wieder geladen worden. In der Mall von Sault Ste. Marie finde ich einen TELUS- Laden und nach einigem Hin-und Her. Probierten wir es mit einem Neustart meines Telefons. Siehe da, brav logte es sich ins Netz an und verrichtete fleißig seinen Dienst. In einem Telefonat mit Mayken stellt sich heraus, dass ich für die Fähre von Manitoulin Island nach Tobermory in den nächsten Tagen kein Ticket mehr bekomme und so muss ich den Highway entlang des Ostufers des Lake Huron wählen. Schade, denn Manitoulin Island wäre ein schönes Tagesziel gewesen und ich hätte gern dort noch eine Nacht verbracht.
Die Weiterfahrt ist dennoch sehr schön und passend zum goldenen Herbst passiere ich auf dem Weg einige der größten Goldminen Kanadas.
Gegen Mittag erreiche ich Sudbury. Hier gab es die größte Nickelmine Kanadas, die man als Teil des Museumsprogrammes „Dynamic Earth“ befahren kann. Doch nicht nur Nickel machte die Stadt berühmt, sie ist auch geologisch bekannt, da sie im so genannten Sudbury Basin liegt, einer Senke, die vor fast zwei Millionen Jahren durch den Einschlag eines Meteoriten entstanden ist. NASA-Astronaut wurden hier an dem Gestein ausgebildet um darin die typischen Strukturen solcher Ereignisse zu erkennen um sie dann auf dem Mond identifizieren zu können.
Das Museum Science North mit seiner Attraktion Dynamic Earth möchte ich nicht verpassen. Gegen Mittag stelle ich den FidiBus auf den Parkplatz des Museums und erlebe an der Kasse die erste Enttäuschung. Der Besuch des Stollens ist nicht möglich. Die Saison ist beendet und so ist dieser Bereich des Museums geschlossen. Das übrige Museum ist eher ein Erlebnismuseum für Kinder und Jugendliche, die hier interaktiv und in Seminaren naturwissenschaftliche Erkenntnisse sammeln. So blieb als einziges Highlight das Erlebnis des 3D iMaxx Kinos, wo ich mir einen Film über die Asteroidenjäger anschaute in dem sehr Anschaulich die Bemühungen der Weltraumunternehmen gezeigt wurden um möglicher Asteroideneinschlage, wie den der den Trog von Sudbury erzeugte, abzuwehren. Das jüngste Beispiel ist der Aufprall der Sonde DART in den Asteroiden Didimos.
Es wird dunkel und der Weg führt mich weg vom Highway auf kleinere Nebenstraßen. Teils sind es nur geschotterte Pisten. Es stinkt nach nach frisch gejauchten Felden und Schweineställen. Und dann stehe ich um neun Uhr am Abend vor Maykens Haustüre und obwohl ich sie zuvor nur einmal zu Heidruns Hochzeit traf, fühle ich mich wie zuhause bei alten Freunden. Wir sitzen an der Küchentheke, trinken ein – oder waren es zwei Gläser Wein und im Handumdrehen ist es halb zwölf. Zeit ins Bett zu gehen.
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