Mit dem Bulli durch's Land der Bären und Wölfe

Halifax

Meine Schmerzen erscheinen mir erträglich und die Sonne scheint. Nichts also was mich daran hindern könnte, meinem Plan zu folgen. Von der Oxford Road entlang der Quinspool Road gehe ich Richtung Süden. Mein Ziel ist die Zitadelle von Oxford. Der Weg führt mich durch einen Park mit zahlreichen Sportanlagen. Einige Frauenmannschaften der Highschools von Halifax treten im Basebalwettkampf gegeneinander an. Allmählich beginne ich das Spiel zu verstehen. Mein Gott, ich habe wahrlich Jahre dafür gebraucht. Unterhalb der Zitadelle treffe ich auf Paul. Er lebt im Süden Quebecs und ist in der Stadt um seinen Krebs behandeln zu lassen. Wir sprechen über die Probleme, die Corona besondes für schwer kranke Menschen verursachte. So darf er nur zur Chemo einen festen Bereich der Klinik betreten, muss aber ansonsten in einem Hotel wohnen. Von ihm erfahre ich einiges über die Geschichtce von Halifax, aber auch über den Ärger, die die scheinbar planlose Neugestaltung der Stadt bei den Menschen auslöst. Historisch bedeutungsvolle Gebäude wurden seiner Meinung nach Opfer von Spekulation und Korruption. Die Entwicklung seines Landes hin zu einem Land, in dem rechtskonservative Gedanken und Rassismus wieder Fuß fassen kann er nicht verstehen. Dieses Land, dessen Bewohner bis auf die wenigen verbliebenen Indigen nur Dank Zuwanderung existiert, hätte doch gar keinen Platz für Nationalismus. Hier wie in so vielen anderen Ländern wird die Geschichte der bewussten „Umvolkung“ erzählt. Ein neuer Staat, geplant von den Illuminaten des Deep State.

An der Zitadelle bin ich wenige Minuten vor zwölf Uhr und erlebe den täglichen Zwölfuhr-Böller. Von hier aus hat man einen guten Blick über die Stadt. Es ist wahr, die wirklich schönen Ecken von Halifax muss man suchen.

Mein Weg führt mich vorbei an der Turmuhr, die weithin für die Bewohner der Stadt einst die genaue Zeit vorgab, hinab zur Waterfront. Hier befinden sich die meisten Bars, Pubs und Cafés, doch die moderne Bebauung hindert mich daran, das schöne Gefühl, dass ich in Hamburg, in Genua oder an anderen schönen Häfen stets empfand auch hier zu entwickeln.

Am Kai stehend, sprach mich Howie an. Erst ging es um einen Loon, das kanadische Wappentier, der hier im Hafenbecken nach Futter suchte und dann kamen wir schnell ins Gespräch. Haw, wie er genannt werde wollte, arbeitet an einer Firma für Kühlsysteme. Er jedoch, so erklärte er mir, sei Filmemacher. Sein Sudget ist der Film, der sich mit der Umweltthematik auseinandersetzt. In diesem Umfeld arbeitet er als Filmemacher. Er berichtet unter anderem über die Gefahr, die insbesondere von den Kühlmitteln der Wärmepumpen ausgeht. Den Kampf gegen schädliche Emissionen hält er für verloren angesicht der wachsenden Zahl der Menschen dieser Erde und der Zahl der bewaffneten Konflikte. Seine Schwester lebt an der Ostküste. Auch sie engagiert sich als Filmemacherin für die Umwelt. Es wäre interessant, sie dort zu besuchen und mit ihr zu plaudern. Außerdem bewirtete sie gern Gäste. Wir vereinbaren, uns morgen um halb fünf am Cable Warf zu treffen, er spricht mit seiner Schwester und gibt mir dann ihre Adresse. Ich bin müde. Mein Oberschenkel schmerzt, auch die Füße tun mir weh. Ich laufe Nachhause, kehre zuvor jedoch noch im Pub „Oxford Street“ ein. Schnell komme ich dort mit Ian ins Gespräch. Die allgemeine Teuerung seit der Umweltdiskussion wurde verschärft durch die Ukraine-Krise. Nein, die Preisexplosion um beinahe 200 Prozent sei nicht die Ölknappheit oder eine Regulierung des Staates als Anreiz zum Energiespaaren, sondern ein Preisspiel der Konzerne. Korruption im Energiesektor, und im Bauwesen hält er für die größten Probleme des Landes.
Nach zwei Bier (fünfzehn Dollar) entschließe ich mich zu gehen. Dieser Tag hat mich müde gemacht. Ich sehne mich nach einem Essen und danach die Füsse hochzulegen und ich freue ich mich auf morgen.

2 Kommentare

  1. Tatjana

    Hallo Matthias!

    Es freut mich zu lesen, dass du bereits nette Kontakte geknüpft hast. Beeindruckend, wie schnell das bei dir geht.

    Ach Mensch, ist das ärgerlich, dass du am Flughafen gestürzt bist. Hoffentlich kommt dein Oberschenkel ganz schnell wieder in Ordnung. Ich wünsche dir, dass du deine Reise unbeschwert fortsetzen kannst.

    Gute Besserung 💐

    Viele Grüße aus der Heimat 🤗

    • Matthias

      Hallo Tatjana,
      Danke für die lieben Wünsche. Weißt du, zum Kontakte knüpfen braucht man ja den Oberschenkel in der Regel nicht.
      Liebe Grüße in die gewitterschwangere Heimat

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