aktualisiert am 7. Juni 2022
Nach der anstrengenden Nacht auf der Fähre habe ich nur einen Wunsch: Schnellstmöglich möchte ich schlafen. Aber wie es eben so ist, der Tag ist sonnig, letzte Nebel über den Bergen lösen sich auf und so fahre ich dann doch noch ein Stück. Auf den Bergen liegt noch Schnee und der Frühling steht hier erst in den Startlöchern.
Ich mache einen Abstecher nach Cape St. George, in der Hoffnung dort einen schönen Platz zu finden. Fehlanzeige, ein Parkplatz mit einigen großen RVs, wie man hier die die großen Wohnmobile nennt. das ist nichts für mich. In meiner App iOverlander finde ich einen Hinweis auf einen Platz, der von den Eigentümern selbst eingestellt wurde. Übernachtung auf dem eigenen Grundstück, ein kaltes Bier, Dusche und Wäschewaschen inklusive für den Preis einer interessanten Unterhaltung. Okay, das ist es. So komme ich um halb sieben am Abend in Corner Brook an. Nahe des Highways wohnen Nolan und Ashlay, ein junges Paar, deren Gastfreundschaft wiedereinmal so unheimlich umwerfend ist, wie man es besonders den Neufundländern auf die Fahne schreibt. Das kalte Bier zur Begrüßung gibt es tatsächlich und sofort werde ich darauf hingewiesen, dass ich meine Wäsche natürlich hier waschen kann. Später treffen wir uns auf der Terasse am Feuer, trinken ein paar Bierchen und erzählen übers Reisen, über die Ukraine und Putin und über weniger belastende Themen. Wieder fühle ich mich wie Zuhause.
Mein Gott, drei Wochensind seit meiner Abreise vergangen und die Zeit verrinnt im Fluge.
Am Morgen breche ich früh auf. Die Eisberge, die im Nordosten Neufundlands vorbeiziehen möchte ich mir nicht entgehen lassen und so fahre wieder auf dem Higway No 1 nach Nordosten vierhundert Kilometer und dann bin ich fast am Ziel. Morgen werde ich die weißen Riesen sehen. Mein Gott, bin ich gespannt, ob ich sie wirklich zu Gesicht bekomme.
Übrigen Newfoundland spricht man hier als „Nufanlän“ aus, wobei nur die erste Silbe betont wird. Lange konnte ich mit dieser Ortsangabe nichts anfangen, wenn mir die Menschen mitteilen wollten, dass sie hier Verwandschaft haben
Übernachten werde ich am Leuchtturm hoch über Twillingsgate. Wieder ein Leuchtturm!
Gute Nacht
Lieber Matthias, wir sind seit heute morgen wieder Zuhause und natürlich muss icch gleich nach Deinen Berichten schauen. Wie gewohnt , werde ich mitgerissen von Deiner Erzählkunst. Ich Reise in Gedanken mit, ja es jucken sogar Arme und Beine beim Gedanken an die Fliegen und Zecken. Wie erhaben erscheint einem die Landschaft beim betrachten der Fotos. Gleichzeitig bekomme ich einen Riesenrespekt vor der Kraft der Natur. Wie schön, dass Du trotz der Weite und Einsamkeit doch auch immer wieder Menschen triffst, mit denen Du reden kannst und Du viel über ihr Denken erfährst. Weiter gute Erfahrungen wünschen Wilhelm und ich!!!