Beim Frühstück sind Marielle und Helmut und ich sind uns einig, dass ich für den Dempster Highway ein Ersatzrad benötige. Meines ließ ich zuhause, da die auf dem Auto montierten Reifen größer sind, als das was ich zuhause als Ersatzreifen hatte. Er passte nicht in die Halterung.

Auf dem Dump, also der Mülldeponie sollte ein passendes Modell samt Felge zu finden sein, doch es scheiterte an der Felge. Die Schreibenlöcher waren um ein paar Millimeter versetzt. Doch ein Freund von Helmut hat einen passenden Reifen und den leiht er mir kurzerhand aus. ich sollte ihn später in Whitehorse bei seinen Freunden wieder abgeben.

Der Dempster Highway erweist sich als eine einzige Katastrophe. Rauher, ausgefahrener Schotter, tiefe Schlaglöcher und Waschbrettpiste. Es ist spät und nach hundertachzig Kilometern suche ich mir einen Schlafplatz.

In der Nacht beginnt es zu regnen und bis zum Morgen wird der Regen immer heftiger. Aus der Staub- wird eine Schlammpiste, auf der die Räder nur schwer die Spur halten können. Auf einem Rastplatz stehen vor dem Toilettenhäuschen drei Motorräder und aus dem Häuschen wehten Gespächsfetzen zu mir herüber. Da wollten sich drei Biker vor dem Regen und der Kälte schützen. Ich rief hinüber, sie könnten sich gern bei mir im Bus aufwärmen und wenigstens einer der Biker nimmt mein Angebot dankend an. Der arme Kerl war halb erfroren. Ich schmiss meine Heizung an, er konnte seine Klamotten ein wenig trocknen und einen heißen Kaffee trinken.

Dreißig Kilometer vor Eagle Plains, der halben Strecke nach Inuvik, höre ich rechts ein ungutes Klopfen, das von nun an immer heftiger wird. Erst vermute ich einen Stein zwischen Felge und Radkappe, dann aber wird klar, es ist am Rad. Radlager? Gelenkwelle? Das Schlagen ist jetzt so laut und metallischc, dass ich froh bin in Eagle Plains angekommen zu sein. Hier gibts ja eine Werkstatt. Die jedoch erwies sich als wenig hilfreich. „Only tires“. Mechanik sei nicht ihr Ding. Aber ich darf ihre Wagenheber nutzen, baue das Vorderrad ab und erkenne – nichts. Radlager okay und Gelenkwelle auch. Also weiter. Das Geräsch schie weg. Doch dann, nach zehn Kilometern war es wieder da, diesmal heftiger als zuvor. Mir bleibt nur eine Option: Ich muss irgendwie versuchen, die vierhundertdreißig Kilometer zurück nach Dawson City zu kommen. Es ist drei Uhr nachmittags. Bei fünfzig Stundenkilometern kann ich das bis Mitternacht schaffen. Das Schlagen tut mir nun selbst weh. Ich halte an, bocke den Fidibus hoch, baue das Rad ab und nun erkenne ich das Problem in seiner ganzen Tragweite. Der Bremssattel ist total locker und schlägt auf den Rand der Bremsscheibe und auf die Scheibennabe, die bereits deutliche Schleifspuren zeigen. Das sieht böse aus. Ich setze meine Fahrt fort und vermeide jegliches Bremsen, das muss von nun an der Motor machen und erst im ersten Gang nutzeich die Handbremse. Zum Glück gibt es so gut wie keinen Anlass zum Bremsen. Ich scheine der einzige zu sein, der um diese Zeit noch auf der Piste ist. Um ein Uhr fahre ich verspannt, erschöpft und hundemüde durch das Tor des Flughafens von Dawson, das mir Helmut bereits gezeigt hatte und das immer offen ist, da der Antrieb für den Schließmechanismus defekt ist. Vor Helmuts Flugzeughangar stelle ich den geplagten FidiBus ab und schlafe augenblicklich ein.

Um neun Uhr rufe ich Helmut an und als er sich das Problem anschaute, war ihm schnell klar, dass er das hinbekommt. Die Führungsbolden der Bremse waren beide so locker, dass die Führung völlig ausgeschlagen war. Aus einem Stück passendem Rohr

schnitt Helmut zwei Muffen, presste diese über die Führungsbolzen und das ganze zurück in die Führung. Das Spiel war deutlich geringer und der Sattel konnte nun nicht mehr auf die Scheibe schlagen. Dennoch, ein neuer Sattel wäre das Beste. Ein neuer Bremssattel für meinen FidiBus waren ins ganz Kanada nicht aufzutreiben und auch die Beläge sind nur in den USA zu bekommen. wir bestellen zwei Sätze und lassen sie nach Whitehorse fliegen. Meinem Freund Helmut und seinem Geschick, was mechanische Dinge anbelangt, egal ob Auto Flugzeug oder was immer mechanisch defekt ist, habe ich es zu verdanken, dass ich die Reise vorerst wie geplant fortsetzen kann.

Es geht wieder weiter!

Über Forty Miles und Eagle fahre ich nun auf dem Top of The World Highway weiter nach Haines Junction und Whitehorse

Es geht wieder weiter!

Es erwarten mich nette Menschen, Trump Fans, eine sehr ausgefallene Bar und schöne Wanderungen. Also dran bleiben!