Ich setze meine Fahrt durch das wunderschöne Tal fort, bis es zu regnen beginnt. Schnell kaufe ich noch ein wenig Obst, dann suche ich mir einen Platz für die Nacht und finde ihnen abseits des Highways an einer Forststraße, von wo aus ich einen phantastischen Blick auf die Berge habe, wenn es mal gerade nicht regnet. Der Regen verwandelt sich erneut zu einem Gewitter, aber das kenne ich zur Genüge. Es hindert mich schon lange nicht mehr daran in einen tiefen und traumlosen Schlaf zu verfallen.
Am nächsten Tag lockt mich ein Campingplatz in Grand Forks. Warme Dusche, Waschmaschine, Swimming Pool, nette Menschen alles für dreiundzwanzig Dollar, das hört sich gut an, zumal in der Nähe ein wunderschöner Badesee zum Bade lädt.
Wer auch immer das mit den dreiundzwanzig Dollar beschrieben hat, er liegt falsch. Ein wenig trifft ich der Schlag. Es kostet mich glatt das Doppelte. Egal, jetzt bin ich hier, jetzt bleib ich da. Es wird eh schon dunkel. Wenns denn schon so teuer ist, schließe ich mich wenigstens ans Stromnetz an und lasse meinen Kühlschrank brummen ohne auf den Batteriestand achten zu müssen. „Hay, seventhirty ist Bingotime“ wird mir zugerufen. Da ist es also das amerikanischste aller amerikanischen Rentnervergnügen: BINGO! Ich zögere, mache mir ein paar Käsepfannkuchen und schlendere dann hinüber zum… BINGO.
Drei Dollar investiere ich für drei Karten und verliere immer ganz knapp. Ein Ehepaar versieht mich am Ende mit seinem gesamten Gewinn, zwei Tüten Chips! Und dann komme ich ins Gespräch mit den Eigentümern des Campsites. Er war Kapitän auf einem Frachter bis er mit Ende dreißig merkte, dass dieser Job sich nicht mit Familie verträgt. Also hängte er seinen Beruf an den Nagel, kaufte den Campingplatz von dessen Vorbesitzer und genießt mit seiner Frau nun ein Leben, dass ihnen genügend Raum lässt, ihre Träume zu verwirklichen. Es sind zwei ausgesprochen nette Menschen und es macht Spaß mit ihnen Small Talk zu machen und mal so richtig herzlich zu lachen.
An Putin, Deutschland und der Ukraine und meiner Einstellung dazu komme ich auch hier nicht vorbei. Man nimmt hier doch sehr viel Anteil am Weltgeschehen. Als ich dies den beiden sage lachen sie und meinen „That’s the differnce, we are not Americans“.
Schreibe einen Kommentar