Die Sonne scheint, als ich aufwachte. Es ist jetzt acht Uhr, meine Navi zeigt jedoch neun Uhr an. Ach ja, ich habe eine Zeitzone überschritten und muss die Uhr wieder eine Stunde vorstellen. Zum Frührstück mache ich mir zur Abwechslung mal wieder Pfannkuchen, dieses mal mit Erdnussbutter.

Um zehn kehre ich wieder zurück auf den Highway. Bis Winnipeg sind es dreihundert Kilometer, immer geradeaus. Die Straße ist wieder wie mit der Schnur gezogen und fast könnte ich Winnipeg an ihrem Ende sehen, wenn da nicht der Horizont wäre. Wieder mal Zeit zum Cruisen! Ich stelle den Tempomat wie gewohnt auf achtzig Kilometer ein und los geht’s. So fahre ich etwa eineinhalb Stunden und muss nicht viel mehr dabei tun als das Lenkrad festzuhalten. Doch da geschieht das, was mir unvermittelt das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Die Sekunde des Erkennens

Beinahe instinktiv straffe ich meinen Gurt, setze mich ganz eng angelehnt im Sitz zurecht und lehne mich instinktiv nach rechts. Kalter Schweiß tritt auf meine Stirn, mein Herz rast, da spüre ich auch schon, wie mich die Fliehkraft in den Sitz presst, meine Gesicht folgt der Gravitation und dann war auch schon alles vorüber. Alles was ich höre ist das vertraute Brummen meines FidiBus. Ich schaue zurück und da liegt sie, nur etwa zwanzig Meter hinter mir, die erste Kurve seit gefühlten Tagen.

Nachdem dieser Schreck überwunden war ging es ohne weitere Katastrophen weiter nach Winnipeg. Mal sehen, wo ich heute schlafen werde.

Nach einem Sightseeing-Tag werde ich wohl übermorgen in Richtung Toronto aufbrechen.

Von Jill und Stephan habe ich gehört, dass der Tornado hauptsächlich die Ostküste Nova Scotias und Neufundlands getroffen hat. Hierhat das Meer über hundert Häuser fortgerissen. Viele Menschen gelten noch immer als vermisst. In Halifax wurden Bäume entwurzelt, der Strom und das Telefonnetz fielen kurzzeitig aus, aber die Schäden halten sich hier im Großen und Ganzen noch in Grenzen. Dieser Hurrican war der schwerste, der je in der Region Atlantic Canada registriert wurde. Ich bin froh, nicht in ihn hinein geraten zu sein.