Im weiteren Verlauf meiner Reise konnte ich mich langsam wieder an Kurven gewöhnen. Es gab die eine oder andere und glücklicherweise wird hier auch die kleinste Abweichung von der Geraden mit einem Hinweisschild rechtzeitig angezeigt. Irgendwann überfuhr ich die Grenze von Saskatchewan nach Manitoba und der auffälligste Unterschied zu Sasketchewan sind hunderte von Ölpumpen, die überall in den Feldern stehen.

Ich weiß nicht, ob ich es bereits erwähnte, aber Kanada ein Land mit reichen Ölfeldern besitzt nur eine einzige Raffinerie für die Produktion von Treibstoffen wie Benzin und Diesel und die steht in der Provinz Ontario. Das hier geförderte Öl wird über lange und teils marode Pipelines in die USA gepumpt, dort raffiniert und kommt dann als Benzin, Diesel, Kerosin u.s.w. zurück. Die kanadischen Raffinerien, die das eigene Öl weiterverarbeiten, rffinieren es zu chemischen Vorprodukten und Asphalt. Das ärgert die Menschen hier im Lande, denn nach ihrer Meinung verteuert es die Energiekosten deutlich. Ich denke jedoch, dass zur Zeit niemand in die hohen Kosten einer Raffinerie-Infrastruktur investieren möchte, die letztendlich ebenfalls die Kosten für Benzin und Diesel in die Höhe treiben würden. Erschwerend kommt hinzu, dass langfristige Vertraäge mit den USA eine zeitnahe Umstellung so gut wie unmöglich machen*.

Immerhin fließen achtundvierzig Prozent des Rohöls durch die Pipeline in die einzige kanadische Raffinerie. Diese Pipeline ist jedoch uralt und genauso marode wie die Pipelines in die USA. Lecks flickte man, indem man sie einfach mit Beton ummantelte. Ein Bruch dieser Pipeline würde die Energieversorgung Kanadas empfindlich treffen und obendrein einen unbezifferbaren Schaden für die Umwelt bedeuten. Präventive Maßnahmen sind bisher nicht geplant oder sie sind den Menschen, mit denen ich darüber sprechen konnte nicht bekannt.

Es ist heute der siebenundzwanzigste November und ich plane am Abend in Winnipeg zu sein. Die Landschaft wird einerseits wieder ein wenig abwechslungsreicher. Neben den endlosen Feldern gibt es nun vermehrt wieder kleiner Wälder. Am Horizont sehe ich eine dunkle Rauchwolke, die den Himmel verdeckt. Unmöglich kann dies ein Waldbrand sein, dafür hat es hier in den letzten Tagen zu viel Regen gegeben, von dem ich glücklicherweise nichts abbekam. Der Himmel verfinstert sich derartig, dass mitten am Tag Abendstimmung herrschte. Der Brandgeruch wird beißend, und dann wird mir die Ursache schnell klar. Links und rechts des Highways brennen die abgeernteten Felder. Ich sehe Landarbeiter mit Flammenwerfern, die die Stoppelfelder niederbrennen. Ich kann es kaum fassen. Mittlerweilen gibt es so einiges, dass mich in Erstaunen versetzt, für ein Land, dass so oft als Vorbild für den Umweltschutz genannt wird. Unmengen an Einwegartikeln, eine Verpackungswut, die Ihresgleichen sucht und riesige Verpackungseinheiten für Lebensmittel provozieren es geradezu, dass große Mengen davon im Müll landen.Es ist schwer nur eeine Hähnchenbrust zu kaufen, in der Packung sind mindestens vier, ich kann nicht ein Steak kaufen, in der Packung sind vier. Bratwürste oder Grillgut ist offensichtlich für größere Grillpartys ausgelegt und eine Fleischtheke, wo man sich das Fleisch aussuchen und nach Bedarf, auch für einen einzelnen reisenden älteren Herren zuschneiden und abwiegen lässt, ist nur in den wirklich großen Einkaufszentren zu finden. Eine Metzgerei habe ich bisher nur sehr, sehr selten gefunden. Dafür braucht man den Tipp eines erfahrenen Kanadiers und darf, was Entfernung anbelangt, nicht allzu zimperlich sein. Wie dem auch sein, am Abend bin ich kurz vor Einbruch der Dunkelheit in Winnipeg und finde einen Schlafplatz auf dem riesigen Parkplatz vor dem Fort Gibraltar. Zwei weitere Autos mit Übernachtungsgästen parken in respektvollem Abstand und ihre „Bewohner“ richten sich ebenfalls für die Nacht ein.

Der kommende Tag soll dem Museum of Human Rights gewidmet werden. Also dann, bis morgen!

*Dies ist meine Einschätzung und ist nicht durch Fakten/Zahlen belegt.