Mit dem Bulli durch's Land der Bären und Wölfe

Monat: August 2022 (Seite 2 von 2)

Vom Stahl, Beton und Steuertabellen zum Sauerteig

Ich wache auf, schaue auf die Uhr und sehe, es ist fünf vor halb drei am Morgen, der Wecker klingelt in fünf Minuten. Auf ein Frühstück verzichte ich, ich richte meine Sachen. Foto und Filmkamera sind einsatzbereit und die Ersatzakkus sind geladen. Das Konzept steht ebenfalls und so fahre ich los. Wie abgemacht klopfe ich halb vier an das Fenster der Bäckerei. Silvia die Chefin öffnet mir die Tür. Außer ihr ist noch eine junge Bäckerin in der Backstube und bereitet sich auf ihre Arbeit vor. Sie ist aus Thüringen, was auch ohne ihre Erklärung nicht schwer zu erkennen ist. Bis sie so weit ist, werden wir das Interview produzieren. Im Verkaufsraum gibt ein paar Tische und Stühle für die Gäste, die hier später bei Kaffee und Kuchen sitzen. Es ist ein guter Platz für das Interview, das ich später unter das Video schneiden möchten. Die Kamera wird eingerichtet und los geht es. Als erstes berichtet Klaus. Sein Weg vom Prüfingenieur eines bedeutenden Prüfbüros für Brückentechnik bis zum Entschluss all das aufzugeben um sich mit einem völlig neuen Thema auseinanderzusetzen fasziniert, geht mit dem Berufswechsel zugleich auch ein Ortswechsel und eine vollständige Veränderung des bisherigen Lebens vonstatten. Nicht weniger interessant ist die Entscheidungsfindung, die Silvia zu diesem Schritt bewogen hat. Aus einem Steuerbüro in eine Bäckerei. Da gibt es ebenso wenig Verbindungen wie vom Ingenieur zur Bäckerei.

Getragen wurde ihre Idee jedoch von der gemeinsamen Vorstellung einem nachhaltigen und ökologischen Umgang mit dieser Welt. Bereits früh engagierten sich Silvia und Klaus in diversen Umweltprojekten im Ausland. Sie studierten das Leben der Wale, tauchten zu den Haien und unterstützten Forschungsteams bei ihrer Arbeit. So wurden sie auch Teil einer Filmreihe, die sie sie bei der Arbeit in dem Forschungsteam zeigt. So kam eines nach dem anderen und irgendwann reifte die Entscheidung aus dem Überfluss zurückzutreten und sich darauf zu besinnen, was wesentlich im Leben ist. Essen ist nun einmal wesentlich und gesund essen im Besonderen. Fortan wollten sie Bäcker sein in einem Land, dass ihnen die Freiheit eines solchen Traumes ermöglichte, und das in einer grenzenlosen und fast unberührten Natur. Die geräumige Wohnung in der Umgebung Münchens wurde aufgegeben, Das Bäckerhandwerk erlernten sie bei einer befreundeten Bäckerfamilie und los ging’s in die kleine, vierzig Quadratmeter große Wohnung über der gekauften Bäckerei in Whitehorse. Die Bäckerei existierte ja bereits als Alpine Bakery, die ebenfalls von einem deutschen Ehepaar betrieben wurde, die nun aber aus Altersgründen die Zeit zu einem Wechsel gekommen sahen. Ein guter Start.Doch Silvia und Klaus beließen es nicht bei der Herstellung biologischen Brotes. Ihre Idee ging weit darüber hinaus. Gut bezahlte und sichere Arbeitsplätze für die Mitarbeiter, einbeziehen regionaler Produkte, faire Preise für die Erzeuger. Damit sollte die Alpine Bakery weit über Whitehorse hinaus wirken.

Zwischenzeitlich war es so weit. Der Teig war in dem großen Kneter geknetet. Er kam auf den Tisch und wurde in Pfundlaibe geteilt und gewogen. Die Backform war mit einem gemehlten Tuch ausgelegt und hier hinein kam nun der Teig. Der Steinofen war bereits über Nacht geheizt worden und wurde nun gesäubert. Hier hinein wanderten nun die Backformen. Ein zweiter Teigansatz wurde im Kneter verarbeitet. Nach einer Ruhezeit wurde auch dieser von … aus dem Kneter auf den Tisch geholt, wieder geschnitten, aber anders als zuvor die in die Kastenform wurden diese in Körbchen gegeben, wo sie nun noch eine Weile gehen konnten. Später wanderten auch diese runden Laibe in den Ofen. Weitere Mitarbeiter erschienen. Mutter und Tochter, ebenfalls aus Thüringen kümmerten sich um den Backvorgang, beziehungsweise machten sich an die Herstellung von Yoghurt. Immer wieder wurde die Temperatur der Milch gemessen, bis er dann in Gläser abgefüllt in die Kühltheke gestellt wurde. Um neun Uhr wurde die Ladentür geöffnet. Inzwischen lag das frische Brot duften und noch warm in den Regalen. So ganz nebenher wurde weiteres Gebäck gebacken und so lag nun eine beachtlicche Auswahl feinster Backwaren bereit.Kurz nach neun war der Laden voll. Eine Frau aus Dawson City kaufte große Mengen Brot, wir kamen ins Gespräch und natürlich kannte sie Helmut und auch seinen Freund und Farmer Otto. Er war ihr Nachbar. Auch Hotels und Restaurants deckten sich mit Brot und Yogurt ein. Während sich die Reagle stetig leerten wurde der Ofen für den nächsten Tag vorbereitet. Armdickes Holz, etwa einen Meter zwanzig lang wurde in den Ofen geschoben und in der Restwärme geröstet um so zu einem guten und sicheren Brand vorgetrocknet zu werden. Sofort verbreitete der würzige Duft des Fichtenholzes in der ganzen Bäckerei. Um zwei waren die Regale leer, Zeit um sich zu verabschieden. Zu Abschied schenkt mir Klaus ein Buch mit Fotos, die er aus der ganzen Welt mitgebracht hatte. Fotos, deren Ursprung sich oft erst offenbarte, wenn man den Text dazu las. Die Gedanken, die sich mit dem Foto verbanden und die nur noch einmal deutlich machten, welche behutsame Einstellung die Leitschnur der Arbeit für die beiden darstellt.

Erneut war durfte ich besondere Menschen kennenlernen und erfahren wie ich meinem Wunsch, die Menschen in den Mittelpunkt meiner Reise zu stellen, Stück für Stück näher komme.

Meine Zeit in Yukon Territory geht nun zu Ende. Morgen breche ich auf und reise neuen Erlebnissen entgegen.

Eine Idee wird gebacken

Ich bin also wieder zurück in Whitehorse. Irgendwie scheint die Stadt Dreh- und Angelpunkt meines Roadtrips durch Yukon Territory zu sein. Nach einer ruhigen Nacht am Schwatka Lake bringe ich als erstes den Ersatzreifen zurück, fahre weiter zu John und montiere die neuen Bremsbeläge und fahre anschließend in die Stadt. Mein Brot geht zu Ende und wo bekäme ich ein besseres Brot als in der Alpine Bakery mit ihrem fantastischen Brot. Danach beschließe ich meinem FidiBus mit einem Ölwechsel etwas Gutes zu tun. Es ist mittlerweile um vier, früh genug um noch ein Stück in Richtung Watson Lake zu fahren. Ich denke noch einmal an die Bäckerei und frage mich, weshalb ich sie eigentlich nicht in meiner Dokumentation bedacht habe. Es gibt ja nichts, was sich nicht noch ändern ließe, also wende ich, fahre zurück nach Whitehorse, komme vor Ladenschluss in der Alpine Bakery an und frage nach der Chefin oder dem Chef, stelle meine Idee vor, den Werdegang eines Brotes vom Teig zum fertigen Brot zu filmen. Silvia ist sofort dabei, müsse das aber über das Wochenende noch mit ihrem Mann besprechen. Noch am selben Abend bekomme ich ich die Nachricht, dass sie mich am Dienstag Morgen um halb vier in der Bäckerei erwarten. Hurra, ein spannendes Projekt nimmt seinen Lauf.

Bis Dienstag habe ich noch vier Tage Zeit und so beschließe ich, mich nach Atlin auf den Weg zu machen, das von Whitehorse zweihundert Kilometer entfernt ist. Schon die Fahrt dorthin über Carcross ist einfach toll. Es ist warm, die Sonne scheint und ich cruise einfach so dahin. Am Little Atlin Lake finde ich ein schönes Plätzchen für die Nacht. Es liegt nahe der Straße, aber es ist ruhig. Vom See her ertönen Stimmen. Mit dem Fernglas erkenne ich ein Kanu, das mit drei Personen besetzt hin und her über den See fährt. Dann wird es auch schon Zeit ins Bett zu gehen. Atlin ist ein Dorf an einem der Enden der Welt. Die Straße endet kurz hinter Atlin, Telefonisch ist der Ort nur über das Festnetz zu erreichen. Die Bürger haben sich bisher erfolgreich gewehrt, ein Mobilfunknetz aufzubauen. Auch einen Südlichen Anschluss der Straße nach Juneau, der von den USA bezahlt worden wäre, fand vor den Augen der Gemeinde keine Gnade. Wie so viele kleine Gemeinden im Yukon und in British Columbia verdankt auch Atlin seine Existenz dem Goldrausch. Und noch immer ist er hier hautnah zu spüren. In die nahen Berge führen immer wieder Straßen hinauf zu den Minen, die manch einer Familie ein gutes Auskommen sichern. Doch zunächst einmal suche ich mir einen geeigneten Platz zum übernachten. Der offizielle Campingplatz ist einfach nur hässlich und außerdem besetzt von riesigen Wohnmobilen und Motorhomes. Hier möchte ich nicht eine Nacht bleiben. Auf meinem Gang durch den Ort fällt mir das kleine Museum auf. Es ist sehr hübsch. Es stellt das Leben um 1890 bis heute dar. Bis in die fünfziger Jahre war Atlin nur aus der Luft, zu Wasser oder im Winter mit Hundeschlitten zu erreichen. Das Leben hier in der Abgeschiedenheit war hart. Schon früh wurde hier eine RCMP-Station errichtet und ein Gericht etabliert. Die Dame im Museum erklärte mir dann, dass ich doch mit meinem Auto auf der großen Wiese des Parks übernachten solle. Dort gäbe es Feuerstellen und Picknicktische und es koste nichts. Ein guter Rat, wie sich herausstellen sollte. Ich richte mich also auf der Wiese des Parks ein und werde sogleich von den Hunden eines weiteren Wohnmobilbesitzers verbellt. Grund genug mit dem Hundebesitzer ins Gespräch zu kommen.

Atlin, Main Street

Während ich mir mein Mittagessen bereite, kommt Greg herüber. Er möchte mit seinem Quad, hier nennt man sie Sidebyside, am See entlang fahren um zu einem schönen Aussichtspunkt zu gelangen. Er würde sich freuen, wenn ich mitkäme. Ich lasse mich nicht lange bitten, stelle meinen Kocher aus und springe auf. Über die Straße, Trampelpfade und dann über Stock und Stein holpern wir auf diesem kleinen Geländefahrzeug an ein ruhiges und unberührtes Seeufer, doch der erwartete Ausblick auf einen großen Gletscher bleibt im Verborgenen. Also stoßen wir weiter in das unwegsame Gelände vor. Völlig unerwartet steigt Greg auf die Bremse. Was ist los. Dann sehe ich es. Ein Braunbär! Er trottet gemächlich durch das Gebüsch, reißt hier ein paar Beeren und dort ein paar Beeren und es sieht so aus, als wolle er bewusst nicht erst alle Beeren des einen, dann die des anderen Busches fressen.

Braunbär in Atlin

Und dann wird der Blick frei auf die weiße Fläche des Gletschers. Etwa zehn Kilometer ist er entfernt, doch noch näher werden wir heute nicht heran kommen. Dennoch packt uns die Begeisterung und immer wieder sehen wir sie vor uns, die lange Schlange der Stampeders die sich vom Gletscher zum Ufer des Lake Atlin bewegt um auf ihm den Weg von Skagway über den Lake Atlin, den Marsh Lake bis zum Yukon zu gelangen und von dort weiter auf dem Yukon nach Dawson City, dem Traum vom Reichtum zu folgend.

Lake Atlin und der Llewellyn Gletscherim Hintergrund

Doch wir finden zurück ins Jetzt und Heute, am Seeufer finden wir wunderbares trockenes Schwemmholz, das wir einsammeln und für unser Feuer auf der Ladefläche verstauen. Wir essen gemeinsam, trinken ein paar Biere und verabreden uns am nächsten Morgen zum Frühstück in seinem Camper. Pünktlich klopfe ich am nächsten Morgen an Gregs Türe. Sein Wagen ist im Vergleich zu anderen Campern recht gemütlich eingerichtet. Ein großer Salon mit grauer Ledercouch, ein großer Tisch, ein geräumiges Bad mit Toilette und Dusche und eine vollwertige Küche. Eigentlich ein Tinyhouse, ausreichend für zwei Personen. Greg brät ein paar Lachsfilets, Spiegelei und Speck. Er erzählt von seiner Familie. Seine Frau ist First Nation aus Whitehorse, seine Tochter und sein Sohn sind hier in Atlin zur Hochzeit eines Freundes eingeladen. Er ist hier um bei Bedarf auf die Enkelkinder aufzupassen. Ich habe den Eindruck, er ist froh sich mit mir die Zeit zu vertreiben. Es gibt so viele Probleme. Er ist krank und erholt sich gerade von einem Infarkt. Auch seine Frau ist krank, doch ihre Krankheit ist eine andere, eine, die mit Medikamenten allein nicht zu heilen ist und die leider unter First Nations nicht selten ist. Bevor er in den Ruhestand gegangen ist arbeitet Greg als Mechaniker bei Swiss Air, solange es die noch gab. Dann machte er so dies und das, was wohl die häufigste Jobbeschreibung der Menschen in Yukon ist. Er bietet mir an, die Wartezeit bis zum Dreh in der Alpine Bakery bei ihm zu schlafen, er hätte genügend Platz. Am Montag morgen fahren Greg und ich zurück nach Whitehorse, er fährt noch einmal zwischendurch zu einem See zum Angeln.

Es ist ein gutes Gefühl, wenn ich merke, dass die Menschen Vertrauen zu mir haben, ihre Geschichten erzählen und sich wünschen, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Inzwischen ist dies ein wenig anstrengend. Beinahe täglich bekomme ich eine Nachricht mit der Frage wo ich stecke, was ich tue und ob alles mit mir und mit dem FidiBus okay ist. Schließlich wünschen sich alle eine Antwort und habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, nach dem Frühstück erst einmal meine Antworten zu formulieren. Dank der hilfreichen Kommunikationstechnik werden die selbständig versendet, sobald ein Telefonnetz verfügbar ist.

Am Abend verabreden Greg und ich uns erneut in einer Bar, etwa zehn Kilometer nördlich von Whitehorse. Greg möchte meine Einstellung zu Amerika wissen. Wegen meiner traumatischen Beziehung zu diesem Land warne ich ihn vor, er dürfe von mir nicht unbedingt ein objektives Bild erwarten, denn so sehr ich mir auch Mühe gebe, immer schwingt meine unglückliche Zeit in den USA hinein und verfärbt das Bild wie ein Tropfen Tinte in einem Eimer Wasser. Wir diskutieren die Rolle der USA im Ukrainekrieg und in China. Europa und sein Bild von Kanada, und wieder Europa und Ukraine. Die Themen sind kompliziert. Wir setzen das Gespräch bei ihm zuhause fort und am Ende bietet er mir erneut an, bei ihm zu übernachten. Doch zwanzig Kilometer nachts um drei bis nach Whitehorse zu fahren ist mir dann doch zu aufwendig. Um elf Uhr nachts steht mein FidiBus also wieder am gewohnten Platz an der Staumauer. Ich bin ein wenig aufgeregt, denn gleich ist es so weit. Die Alpine Bakery wartet.

Von Chicken nach Whitehorse

Auch Chicken hat seine Existenz dem Goldrausch zu verdanken. Und auch heute noch wird dort das edle Metall geschürft. Direkt am Top of The World Highway gelegen, kann man Chicken nicht verpassen. Ein Besuch in der sehr außergewöhnlichen Bar sollte kein Reisender versäumen. Chicken besteht im Großen und Ganzen aus einem recht großen Souvenierladen, einem Flugplatz, einigen Wohncontainern und in Downtown drei Häusern aus der Zeit des Goldrausches. Das sind ein weiterer Souvenierladen, deutlich charmanter als der erstgenannte, der Bar und der Bäckerei, gleichzeitig Café und Restaurant. Auf einem großen Platz steht eine Dredge, jene riesige Maschine mit der tonnenweise der BBoden umgegraben wurde um das Gold herauszuwaschen, und anderes Gerät, das vom Fluss hierher verlegt wurde. Durch iOverlander weiß ich, dass ich hier, hinter der Bar und dem Café kostenlos übernachtet werden darf, wenn man sich zuvor an der Bar anmeldet. Bei der Gelegenheit bestelle ich mir einen Ceasar und habe ein nettes Gespräch mit einem schweizer Paar, das ebenfalls mit ihrem VW T3 auf dem Wege nach Fairbanks sind. Natürlich wird über die Fahrzeuge gefachsimpelt. Doch am Ende muss ich mir einfach eingestehen, dass ich das ultimative, alternativlose und sparsamste Auto aller Zeiten chauffiere.

Der restliche Weg zum und auf dem Alaska Highway ist einfach berauschend. In der Ferne sind bereits die schneebedeckten Gipfel des St. Elias Gebirges zu sehen. Hier sind die größten, nichtpolaren Eisfelder der Welt. Doch wie lange noch? Der Klimawandel macht sich hier auf dramatische Weise bemerkbar. Experten gehen davon aus, dass die letzten Gletscher bis 2030 geschmolzen sind. Es ist mir eine schreckliche Vorstellung, dass diese majestätischen Bergriesen, mit ihren stolzen mehr als viertausend und fünftausend Metern Höhe schon so bald nichts anderes mehr sind als Geröll- und Steinwüsten. Immer weiter nähere ich mich den Bergen und kann mich kaum von ihrem Anblick losreißen. Kurz vor Haines Junction sehe ich ein großes Schild: „Flightseeing“. Ich zögere nicht, biege ab zum Flughafen und bin fest entschlossen, mir einen Flug über die Gletscher zu leisten. Zweihundert Dollar sind viel Geld für mich, aber es wird Möglichkeiten geben, wie ich das wieder hereinhole. Leider kann man mir heute das Vergnügen nicht bieten, es ist kein Pilot am Platz. Halb traurig, halb erleichtert darüber, zweihundert Dollar gespart zu haben, setze ich meine Fahrt nach Haines Junction fort, leiste mir ein Essen beim Chinesen und treffe in der Bar einen Schweizer und seine kanadische Frau, die nun seit vierzig Jahren hier leben . Marliese arbeitet, wie achzig Prozent der Kanadier in Yukon, für das Government, im Finanzsektor. Martin war Flugzeugmechaniker bei Swiss Air und dann, in Kanada pachtete Martin eine Tankstelle und arbeitete gelegentlich als Mechaniker. Heute arbeitet er nicht mehr.

Zusammen mit Jill versuchten wir Martin zu überzeugen, dass Schwule und Lesben in unsere Gesellschaft gehören wie Katholiken und Evangelische, wie Buddhisten und Moslems. Er würde sie am liebsten los werden. Was immer das auch bedeutet. Er äußert sich dazu nicht näher Überzeugen können wir ihn nicht, aber zumindest können wir ihm zeigen, dass er mit seiner Meinung auf erheblichen Widerstand stößt

Martin treffe ich am nächsten Morgen in der Village Bakery und ich stelle ihm die Frage, die ich zwischenzeitlich jedem stelle. „Was macht für dich das Leben in Kanada aus?“. Und wieder ist die Antwort: Das freie Leben, die Möglichkeit das auszuüben, was du kannst. Niemand fragt danach, ob dein Beruf erlernt wurde oder ob du „selfmade“ bist. Aber es sei ein Unterschied in Yukon zu leben oder in British Columbia. Die Menschen seien dort anders. Es ist so. In keiner anderen Provinz habe ich den Stolz, mit dem man von dem „freien Yukoner“ spricht deutlicher erlebt als hier. Es scheint, als sei hier noch der alte Pioniergeist lebendig geblieben. Frei heißt hier allerdings auch, weiter entfernt von Gesetz und Vorschriften. „Wir Yukoner leben von, mit und nach der Natur und dem Verstand. In Ottawa wissen die ja gear nicht, was hier geschieht“. Ein wenig scheint es mir, als seien es die „alten Yukoner“ die das verklärte Bild vergangener Zeiten vor Augen haben. Es sind aber auch die jüngeren Männer und Frauen an unserem Tisch, die von der Freiheit erzählen im „Busch“ eine Hütte zu bauen, zu jagen, zu fischen, im Winter lange Skidoo-Touren mit Freunden zu machen oder mit Schneeschuhen an den Füßen durch unberührten Schnee zu wandern.

Noch einmal übernachte ich am Fluss, nahe Haines Junction und dann verlasse ich ein wenig wehmütig die Berge. Mir wird bewusst, dass ich nun bereits auf der Rückreise bin, für die ich mir reichlich Zeit nehmen werde.

Am Abend erreiche ich Whitehorse, beziehe wieder meinen Platz am Schwatka Lake.

Mein Programm für morgen steht fest. Ich bringe das Ersatzrad zurück, hole die Bremsbeläge bei Jo ab, baue sie ein und checke dabei den Zustand der Reparatur des Bremssattels und hole meine Videokamera bei Jill ab, und dann geht es weiter Richtung Süden.

Und wieder kommt es anders.

Begegnungen

Endlich geht es wieder weiter. Der Top of The World Highway erweist sich als eine gut gewartete Piste. Leider ist der Himmel noch verhangen und der viel gerühmte Blick vom Dach der Welt über die unendlichen Weiten der Wälder Kanadas bleibt wohl für mich verborgen. Es kann also nichts schaden, wenn ich Helmuts Rat folge und zu einem Freund nach Forty Mile am gleichnamigen Fluss fahre. Irgendwo nach etwa fünfzig Kilometern würde eine Piste zu einer ehemaligen Asbestmine abzweigen. Diesaer Piste folge ich etwa sechzig Kilometer. Zum Teil geht es steil bergab, Waschbrettpiste und dann Kurven, das erfordert immer wieder die ganze Aufmerksamkeit. FidibBus lässt sich unter solchen Umständen nur schwer in der Spur halten. Doch irgendwann komme ich an die Brücke über den Forty Mile-River, die mir Helmut beschrieben hatte und dann sehe ich auch schon die Blockhäuser der ebenfalls beschriebenen Produktionsgesellschaft von RAW-Films. Es wird der ich-weiss-nicht-wieviel-hundertste Film über den Goldrausch gedreht. Und dann sehe ich einen Mann, in Jeans, von rot/blauen Hosenträgern gehalten, ein kariertes Holzfällerhemd. Das auffälligste ist jedoch sein langer, sicher seit Jahren nicht mehr geschnittener, grauer Rauschebart. Unter der unverzichtbaren Baseball Cap schauen ergraute wild abstehende Haare hervor. Die Beschreibung, die ich von Helmut bekam passt. Das muss Earl sein. Und tatsächlich, es war Earl. Wir gehen in ein großes Blockhaus, das er als Küche und Essraum für die Filmgesellschaft gebaut hat. In der Küche arbeitet , wie ich vermute Sally, seine Frau, doch es ist Agnes, die in wenigen Minuten Heidelbeermuffins und Nussriegel backt. Die waren richtig lecker. Stolz zeigt Earl mir alle Häuser, die er mit Beil, Säge und Muskelkraft aufgestellt hat. Ich bin ehrlich beeindruckt. Ich frage ihn,was das Leben in der Einsamkeit am Yukon ausmacht und wie zumeist nach dieser Frage fällt die Antwort sehr umfangreich aus. Es ist die Abwesenheit von Bürokraten. Niemand fragt hier draußen was du tust. Du kaufst das Land und dann ist es auch schon gut. Mit der Schule habe er es nicht so gehabt und die „fucking tests“ hat er nie begriffen. Für alles brauchte man einen Test. Führerschein, Berufsausbildung, einfach für alles. Hier draußen braucht er keinen Test. Er habe nicht mal einen Flugschein, aber Hrelmut und ein anderer Freund brachten ihm das Fliegen bei und er kaufte sich ein Flugzeug, schlug sich im Wald eine Piste frei und flog, Hielt nach Karibus und Elchen Ausschau und freute sich dass er fliegen kann. Das sei es, was Kanada für ihn bedeutet. Tut tust einfach was du für richtig hältst und vergisst, dass es Ottawa und eine Regierung gibt. die sind weit weg und wissen ohnehin nichts vom Leben im Busch. Mit dem Fliegen klappte es halt nicht immer. Eines Tages blieb der Motor mitten über den Wäldern stehen. Über Funk rief er Freunde, unter anderem Helmut an und flog sein Flugzeug kontrolliert in die Fichtenwälder. Er sei dabei am Kopf verletzt worden und sei seitdem ein wenig vergesslich. Wie zum Teufel hätte ein Fluglizenz das verhindert? Fliegt man mit Lizenz besser? Früher, da sei man jeden Monat in die Stadt gefahren, aber heute, die Stadt, gemeint ist Dawson, sei viel zu groß, zu viele Bürokraten. Nein vier mal im Jahr ist genug und Sally sei schon ewig nicht mehr dort gewesen. Es wird gekauft, was nötig ist, Werkzeug, Schrauben und halt sowas, und dann schnell nachhause. Schnell ist dabei relativ, denn die Fahr dauert immerhin etwa drei Stunden. Im Winter gehe man seine Trappline ab, jage Bären , Karibu, Elche, damit hat man dann Vorrat für das Jahr. Nein, die Stadt habe ja nichts mehr zu bieten. Und seit die Demokraten in den USA an der Regierung sind wird alles nur noch schlimmer. Alles wird teuer, überall stiften sie Krieg an, nein Trump wäre der richtige Mann gewesen. Sogar Putin hätte ihn akzeptiert. Im Übrigen, fragt er mich, sei es nicht so, dass in der Ukraine die Nazis an der Macht sind und die Amis die NATO für die Ukraine geöffnet haben. Da müsse Putin sich doch wehren. Er wolle ja nur das alte Russland wieder herstellen. Ich drücke mich mit einem Achselzucken um eine Diskussion herum, Erkläre, dass die Nazigeschichte ein Vorwand Putins sei und ich eine andere Meinung zum Ukrainekrieg und Trump habe, aber es sei in einer so schwierigen Lage eben immer schwer zu beurteilen was richtig oder falsch sei. Mit diesem Einwand gibt sich Earl zufrieden. Es sei gut, dass ich meine Meinung habe, wie ja auch Helmut ganz anders über Trump dächte, aber er schätze an uns Kerlen, dass wir deswegen nicht herumbrüllen und uns prügeln wollen. Hier draußen ist ohnehin alles egal. Ich bitte ihn um ein Foto und wir gehen hinaus vor das Haus. Bye-bye und FidiBus rollt vom Hof. Ich mache noch einen kleinen Umweg zu der alten Goldgräbersiedlung am Zusammenfluss des Forty Mile River in den Yukon. Zweitausendundneun übernachtete ich hier auf meinem Weg mit dem Kanu nach Eagle, meiner nächsten geplanten Station.

Eagle

Die Wolken sind verschwunden und nun sehe ich die weit über das Land. Tiefe Schluchten und unzählige Flüsse, die sich ihr Bett schroff in den Fels gefressen haben. Zwei Stunden benötige ich zurück zum Highway. Und dann kommt der Abzweig nach Eagle. Von eintausend Metern geht es wieder hinab bis auf vierhundert Meter. Wieder benötige ich für die etwa vierundsiebzig Kilometer etwas mehr als zwei Stunden die Strecke hat einen wahrhaft alpinen Charakter mit unendlich vielen Ausblicken. Ich merke mir die Stellen für die Rückfahrt. In Eagle mache ich mit FidiBus eine Runde durch d en Ort, Er hat sich sehr verändert, seit ich ihn vornunmehr dreizehn Jahren das letzte Mal sah. Freilich, damals hatte das Eis die gesamte Uferbebauung abrasiert. Häuser wurden fortgeschwemmt, andere vom meterhohen Eis zerstört, wieder ander wurden einfach nur beiseite geschoben, ohne großen Schaden zu nehmen.

Heute ist wirkt der gesamte Uferbereich aufgeräumt. Anstelle des historischen alten General Store wurde etwas weiter vom Fluss entfernt ein neues hässliches Hotel gebaut mit einem Supermarkt und einer Bar im Erdgeschoss. Einige Hhuser wurden wieder aufgebaut, andere neu errichtet, teilweise an höherer Stelle. Es ist Abend, und ich habe nun den Wunsch etwas zu essen und dann ins Bett zu gehen. Einen Schlafplatz finde ich in der Nähe des Flugfeldes. Bald knistert mein Lagerfeuer und dann ist Feierabend.

Wie ich zum Geheimnisträger wurde

Um acht Uhr stehe ich auf. Das scheint meine Zeit zu sein. Mit Frühstück, Zusammenpacken und, kurzen Motorcheck brauche ich knapp eine Stunde, Dann Zähneputzen und meine Vergesslichkeitscheckliste abarbeiten aber dann lasse ich den FidBus wieder brummen. Hheute möchte ich mir Eagle ein wenig genauer anschauen. Am alten gericht, dem ersten im Yukon, treffe ich auf eine Gruppe, die sich zu einer Führung zusammengefunden hat. Alte Freunde, die sich hier tafen um gemeinsam den Yukon bis nach Circle zu paddeln. Am Ende schlagen sie vor, dass ich mich ihrer Führung anschließen soll. Die Gästeführerin erklärt mir, dass sie 2009, als das Eis kam elf Jahre alt war. Also ist sie heute vierundzwanzig Jahre alt, eine kleine quirlige Person mit einem burschikosen Kurzhaarschnitt und mit einem sympatischen Lachen in den Augen. Sie sei die Schwester des jetzigen Bürgermeisters erklärt sie mir und sie arbeite für die Provincial Parks, Dass sie hier sei, sei eher ein Zufall, da sie normalerweise draußen, mitten im Busch in Coal Mine wohne, in der Nähe des Slaven Roadhouses. Zwei Stunden zu Fuß vom Yukon aus durch den Wald habe sie zu laufen, doch machmal fliegt ihr Bruder sie nach Coalmine. Ich frage sie nach Ron, dessen Keller ich damals, vom Schlamm befreit habe und erfahre, dass er zwischenzeitlich gestorben sei. Das Cannabis habe ihm den Garaus gemacht. Er habe von morgens bis abends geraucht und eines Tages fehlte er im Stadtbild.

Ich stehe vor seinem Haus und die Erinnerung steht deutlich vor mir, wie er mir damals, auf seinen Gehstock gestützt die Türe öffnete und ich ihm erklärte, dass ich hier sei um seinen Keller auszuschaufeln. Mein Gott, hatte der sich gefreut. Nach zwei Tagen meldete ich ihm Vollzug und als ich ihm erzählte, dass ich eine Fluglizenz habe, bot er mir zum Dank an, mit seiner Piper eine Runde über dem Yukon zu drehen. Angesichts seines Fluggereätes, dessen letzte Wartung sicher länger als zwanzig Jahre zurücklag, verzichtete ich damals auf das zweifelhafte Vergnügen.

Nun steht es also da, das Haus, genau so, wie ich es in Erinnerung habe, aber es ist tot. Ein Raum ist leer geräumt, Küche und Schlafzimmer aber sind unverändnert, nur dass sich der Schleier des Verfalls darüber ausgebreitet hat. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, ein Haus zu betreten, das niemand mehr bewohnen wird und eines Tages in sich zusammenfällt, wie so viele der historischen Gebäude nach und nach an die Natur zurückgegeben werden.

An einem über und über mit Schildern dekorierten Schuppen halte ich an um ein paar Fotos zu machen. Ein Mann in Jeans und dem obligatorischen karierten Holzfällerhemd spricht mich sichtlich stolz an. Es sei sein Schuppen und wir reden. Ich erzähle ihm von d er Führungmit der netten jungen Frau. „It’s my sister“ erklärt er mir. Aha, ich stehe also vor dem neuen Bürgermeister. Man habe ihn zu dem Amt gedrängt, aber zu tun gäbe es ohnehin nicht mehr viel. In der Schule gäbe es noch ganze zwölf Schüler und wenn die fort seinen. Sei Eagle bald nur noch eine weitere Geschichte im Epos der sterbenden Siedlungen im Busch. Natürlich wollte ich wissen, ob d er alte Bürgermeister noch hier im Ort sei. Oh ja, er wohne ganz am Ortseingang, in seiner Tankstelle und Werkstatt. Er würde sich sicher freuen, wenn ich ihm einen Besuch abstattete. Warum nicht? Seine Werkstatt liegt ja auf dem Weg, also bahne ich mir meinen Weg durch alte Fahrzeuge, vorbei an einem Flugzeug und diversem Schrott und klopfe an die Tür seines Shops. In einem Durcheinander von Süßigkeiten, Werkzeug, Öldosen und Konsereven

sitzt Bo auf einem Klappstuhl, schaut mich an und als ich mich ihm vorstelle, lacht er und erinnert sich. Wir plaudern eine Weile über die Zeiten, die sich verändert haben, die Menschen und dann kommt das Gespräch auf Putin. Da ich ahne, worauf das Gespräch hinausläuft, wechsele ich elegant das Thema um darauf in ein noch bizarreres Gespräch gezogen zu werden. Warum man bei uns keine Waffen tragen dürfe. Jeder Gangster trage doch bei uns eine Waffe und die ehrlichen dürfen das nicht? Da half es auch nichts, dass ich ihm erklärte, die Gangster dürfen auch keine Waffen tragen, manche tun’s halt trotz allem. Der beste Schutz sei immer noch eine Waffe und um das zu unterstreichen, zeigt er mir seine Pistole, die er am Gürtel im Holster stecken hat. Ich bin beeindruckt. Der Preis der Sicherheit sei Blut erklärt er mir im Brustton der Überzeugung. Mein Gegenargument, dass es kaum ein Land gibt dass mehr durch Schusswaffen getötete Menschen aufzuweisen habe als die USA, wiegelt er ab. Alles Selbstmörder oder tragische Unfälle. Aber Jo Biden, der Verräter, will die USA vernichten. Er liefert sie dem Machtspiel der Chinesen aus und dann bekomme ich einen ausführlichen Vortrag gehalten über die von China und den kommunistischen Demokraten geplante Umwandlung der USA in eine kommunistische Diktatur. Ich lasse das mal so stehen und dann vertraut er mir etwas an:

Nun, wenn ich es für mich behalte verrät er mir etwas.Er wisse, wer Kennedy ermordet habe. Hier auf dem Stuhl, auf dem du sitzt saß ein Mann vom CIA und erklärte mir, er habe Kennedy das letzte Mal durch sein Zielfernrohr lebendig gesehen und Lee Harvey Oswald, ebenfalls ein CIA-Agent der die Sache zu verraten drohte, habe ebenfalls durch seine Hilfe sterben müssen.

Endlich also gehörte ich zu dem Kreise derer, die die Wahrheit kennen und ich werde mich hüten, ein Wort darüber zu verraten. Ich möchte zum Abschluss ein Foto von Bo machen. Er besteht darauf, „Only with my Trump cap“, schnappt sich seine rote Baseball cap mit der Aufschrift „Trump“ und setzt sich in Position. Leider war ich von den mir anvertrauten Geheimnissen noch derart schockiert, dass ich erst später bemerkte, dass mein Foto nicht korrekt fokussiert hatte. Instinktiv hatte er wohl einen Weichzeichner über die harten Fakten gelegt.

Irgendwie fühle ich mich erleichtert, als ich nach zwei Stunden in den FidiBus steige und Chicken, mein nächstes und für heute letztes Ziel ansteuere.

Büroratischer Hürdenlauf

Es soll mein letzter Tag in Dawson City sein. Ich frühstücke noch einmal mit Marielle und Helmut und wir gehen noch einmal die Adressen durch, die ich in Whithorse anlaufen soll.

Reifen abgeben bei Julia, Bremsklötzchen bei Jo, Kamera abholen bei Jill.

Der Abschied ist herzlich und ich entschließe mich endlich die Fototour durch Dawson zu machen, die ich wegen der ganzen Aufregung fast vergessen hätte. Gegen halb drei am Nachmittag steigeich in meinen FidiBus und mache mich auf den Weg zur Fähre.

Ich stehe also an der Fähre und das andere Ufer des Yukon ist so nah… und doch so fern. Es fällt mir ein, dass ich für Alaska ja ein Visum benötige und Kanada fordert bei der erneuten Einreise aus den USA die Erneuerung meiner ArrivCan-App. Also Kommando zurück. Ich brauche für beide Formalitäten eine Internetverbindung und die gibt’s im Travellers Info Center. Dort erklärt man mir, dass das benötigte Einreiseformular nicht das ESTA Formular sei, sondern das I94. Hää!? Egal, einfach machen. Ich finde die entsprechende Internetseite, rufe das Formular auf und erhalte die frohe Botschaft: „Service momentarely not available, try later.“ Es ist um Vier, als mir der Zugang endlich gewährt wurde. Die letzte Frage des Formulars war die nach der Identnummer meines Visums. Ich fühlte mich wie Luis de Funes. „Nein“, „doch“, „nein“, „doch“ „ohhhh“. Also ESTA! Nein, ich führe keine Waffen ein, auch keine Drogen. Nein, ich plane keinen Betrug und auch keinen terroristischen Anschlag, habe weder Typhus, Syphilis oder Würmer und siehe da! Fertig.

Zurück zu Formular I94. „Invalid Visa Number“. Was nun. Aha, „Visa numer must have only 8 Digits“. Also lasse ich die letzte Ziffer weg. Ergebnis: Siehe oben. Ich empfinde so etwas dass mich zum Massenmörder werden lassen könnte. Also I94 ganz von vorne und siehe da! Jetzt geht’s ganz ohne Visa-Nummer. Es ist sechs Uhr. Heute komme ich nicht mehr weit. Also statte ich dem Dawson River Hostel von Dieter (Reinmuth), einem Weltumradler, einen Besuch ab. Plötzlich überfällt mich die Sehnsucht nach einem Bett. Ich miete eine Hütte, heize den Kessel im Badhaus an, bis aus dem Badhaus eine Sauna wird, wobei der Schweiß schon beim Holz machen aus meinem Körper strömt. Etwa zwei Stunden verbringe ich in Dampf, heiß/kalten Wechselbädern und mit einem kalten Bier. Mann, was für eine Wohltat.

Müde, zufrieden, voller Hoffnung lege ich mich schlafen. Morgen! Morgen Kinder wird’s was geben, werd‘ wieder auf dem Highway leben.

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