mitspuersinnreisen

Mit dem Bulli durch's Land der Bären und Wölfe

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Ein neues Schiff, ein neues Glück

Auf meinem Weg nach Frankfurt erreichte mich heute eine Mail von Seabridge. Irgendwie hatte ich dieses Mal Glück. Auf dem Containershiff Atlantic Sail gab es eine Stornierung und so konnte man meinen FidiBus kurzerhand auf dieses Schiff umbuchen. Meine Abfahrt in Hamburg ist somit wieder auf den 10. Mai vorgerückt. Die Umbuchung war eine kluge Entscheidung, denn als ich heute Nachmittag noch einmal den Fahrplan checkte war die Atlantic Star um weitere zwei Tage nach hinten gerutscht, auf den 13. Mai. Die Ungewissheit jedoch bleibt, ob die Atlantic Sail nicht vom gleichen Schicksal eingeholt wird.

Die vergangenen Tage nutzte ich um das Gepäck noch einmal umzupacken und Inventarlisten für den Bus und den Inhalt der Zargeskisten anzufertigen. Anschließend wurde alles wieder seefest verzurrt und nun ist Geduld gefragt.

Fertig gepackt und sicher verstaut wartet das Gepäck auf die Reise

So langsam reift auch die Vorstellung darüber, wie ich die Wartezeit in Halifax bis zum Eintreffen meines FidiBus überbrücke, dessen Ankunft planmäßig am 23. Mai erwartet wird, plus zwei Tage für das Hafenhandling.

Es ist einen Versuch wert, die einheimischen Fischer anzusprechen und vielleicht bietet sich eine Gelegenheit mit ihnen hinaus zum Fischen zu fahren. Ich werde versuchen, ein paar interessante Menschen vor Mikrofon und Kamera zu bekommen, die mir etwas über ihr Leben, ihren Beruf und ihr Verhältnis zu ihrem Land erzählen mögen. In der Bibliothek habe ich Gelegenheit über die historischen Ereignisse der Stadt, wie die große Explosion vom Dezember 1917 oder die Bergung der Toten der Titanic zu recherchieren. Nein, ich habe nicht vor, mich zu langweilen.

Drama in mehreren Akten

Immer wenn ich meine, das letzte Hindernis sei aus dem Weg geräumt, dann lehrt mich die Realität eines Besseren. So auch dieses Mal wieder.
Wie gewünscht, checkte ich regelmäßig den Fahrplan des Containerschiffes Atlantic Star und…

oh Schreck,es gab mal wieder eine Änderung. Sollte die Atlantic Star ursprünglich am zweiten Mai den Hamburger Hafen verlassen, so stach mir nun der neue Termin in die Augen. Grau auf blau war’s zu lesen.

Das neue Datum ist nun der 10. Mai!

Korrektur heute, 18.4. wurde der Termin erneut verschoben, nun auf den 11.Mai.

Eine Umbuchung auf einen anderen Frachter war leider nicht möglich. Alles ausgebucht! Sollte auf der Atlantic Sail doch noch eine Stornierung erfolgen, wird man kurzfristig versuchen mich umzubuchen.

Das bedeutete, dass ich mir eine weitere Bleibe für fünf Tage in Halifax suchen musste. Meine bereits gebuchte Unterkunft war nicht verlängerbar. Glücklicherweise konnte ich jedoch für die Zeit vom 20. Mai bis zum 27. Mai ein anderes Zimmer bei airB&B mieten. Die zehn Tage in Halifax werden sicher eine Herausforderung. Es bleibt spannend!

Es wird ernst

Die Tage rasen jetzt dahin. In nur dreißig Tagen wird mein Flieger von Frankfurt aus in Richtung Toronto abheben und von dort weiter nach Halifax. Was ich lange vermisste hat sich nun endlich bei mir eingestellt: Das Reisefieber. Ich musste einfach etwas tun und da bot es sich an auszuprobieren, welchen Dachträger ich nun mitnehmen sollte. Nachdem alle Kisten und der Sack mit meinem Ally-Faltkanu auf dem leichten Dachtäger verstaut waren, zeigte sich dass der Platz nicht ausreichte um noch ein wenig Reserve zu haben. Also muss es die selbst gebaute Plattform sein. Übrigens freue ich mich schon darauf auf diesem „Balkon“ den Sonnenuntergang und ein kühles Bier zu genießen

Diese Entscheidung war nun also gefallen, doch meine Lust am Packen war noch nicht gestillt. Ich brauchte noch einmal zwei Tage um meine Ausrüstung, meine Klamotten und diverses Werkzeug in vier Kisten und sechs Plastikboxen zu verstauen. Im Rucksack, den ich im Flieger mitnehme habe ich alles verstaut was ich brauchen könnte, sollte Fidibus länger unterwegs sein als geplant, und auch das Handgepäck ist fertig gepackt und wartet darauf mit mir auf Reisen zu gehen. In einer plötzlichen Eingebung nähte ich dem Fidibus einen weiteren Satz Gardinen, montierte Drahtseile um die Gardinen daran zu befestigen und baute noch ein paar Haltesysteme in den Fidibus, damit mein Gepäck auf hoher See gesichert ist.

Alles ist nun fertig! Und auch Corona hat seinen Schrecken verloren, nachdem ich, glücklicherweise, während mein Führerschein noch bei den Behörden ruhte, daran arbeitete, den Status eines Genesenen zu erlangen. Damit entfallen in Kanada für mich auch die letzten Einreisehürden.

Ein letzter Check beim Zahnarzt und meinem Hausarzt und nun kann’s losgehen. Jetzt ist es auch Zeit meinem Hausarzt und dem Personal der Praxis ganz lieb zu danken, die mich mit einer wohl ausgestatteten Reiseapotheke, gegen alle Widrigkeiten gewappnet und mit wertvollen Tipps auf meine „Grand Tour“ schickt.

Wie wird’s weitergehen

Der Fidibus ist technisch wieder gesund. Gott sei Dank.

Dennoch beschleichen mich hin und wieder ungute Gedanken. Besonders die Lage in der Ukraine macht mir Sorgen. Es ist das Undenkbare geschehen, indem wir uns der Drohung eines ultimativen Schlages durch einen außer Rand und Band geratenen Diktators gegenüber sehen. Wir sehen das unsägliche Leid eines Volkes, das als Geisel eines grausamen und kaltherzigen Krieges nicht kapituliert, sondern sich für Freiheit und Selbstbestimmung aufopfert, wir sehen aber auch das ebenso brutale und gnadenlose Durchgreifen gegen russische Menschen, die für nichts anderes eintreten, als für die Beendigung dieser „militärischen Sonderaktion“.

Die Hilfe, die ich in dieser Lage anbieten kann, ist nicht viel. Für die Dauer meiner Abwesenheit kann ich mein Haus zur Verfügung stellen, doch dafür sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Wohnen ist nicht alles, die Menschen brauchen Hilfe in den alltäglichen Dingen, Hilfe bei Behörden und, dies in ganz besonderem Maße, sie brauchen Zuspruch, Trost und ein offenes Ohr.

Wie klein ist da doch meine Sorge, steigende Kraftstoffpreise oder eine Ausweitung des Krieges könnten meine Pläne erneut zum Scheitern bringen. Neben all diesen Gedanken aber gehen die Vorbereitungen weiter. Packlisten wurden erstellt, die ersten Kisten wurden auch schon gefüllt, der FidiBus wird seefest hergerichtet, wofür noch einige Gepäckbefestigungspunkte einzubauen sind, ein paar Veränderungen des Innenausbaus stehen noch an, aber alles in allem denke ich, dass ich Anfang April alles verstaut habe und FidiBus am 26. April in Richtung Hamburger Hafen rollt.

Für den Schiffstransport gab es die erste Veränderung. So wurde der Kraftstoffzuschlag von 25% auf 27,5% erhöht und dasselbe erwarte ich für den Flug. Nun ja, noch habe ich Reserven und bald ist wieder mit ein paar Jobs zu rechnen.

Zwar war das Sponsoring durch Koziol nicht möglich, dafür aber werde ich dort im Rahmen der „Camper Days“ am 14. und 15. Mai jeweils einen Reisebericht über meine gescheiterte Reise auf dem McKenzie-River und einen weiteren über das Abenteuer Libyen vortragen. Details könnt ihr dann in diesem Blog lesen.

Als wär’s nicht schon genug…

Kaum hatte ich die Nachricht erhalten, dass das Getriebe einen größeren Schaden hat, kamen auch schon die nächsten Krankheiten meines Fidibus um die Ecke. Bei der Durchsicht aller Aggregate stellten sich weitere Schäden heraus, unter anderem auch die Ursache für das schreckliche Schleifgeräusch. Doch eines nach dem Anderen. Zur Veranschaulichung und zum Lernen für andere stolze Besitzer eines VW T4 2,5 Tdi:

SymptomMaßnahme
Schleifgeräusch vorne linksVakuumpumpe ist defekt.
Kosten: 150 Euro
Klackern im Getriebe, Späne im GetriebeölRückwärtsgang und 5. Gang war völlig verschlissen. Das Getriebe konnte von einem Fachbetrieb repariert werden. Mit 980,00 € war ich dann doch billiger davongekommen als vermutet.
Bremsbacken innen links und rechts lassen sich nicht einbauen Im Rahmen der Bremsen wurden falsche (zu lange) Führungsstifte verbaut. Nachdem diese verkürzt wurden, ließen sich auch die inneren Belege problemlos einbauen
Springt nach längerer Standzeit nicht an. Läuft der Motor erst einmal, dann rennt die Maschine rund. Riesige stinkende Qualm-wolken begleiten die ersten ZündungenAlle 5 Glühkerzen waren defekt und wurden getauscht
Kosten: 30 Euro
Auch der Schwingungsdämper hatte ein paar unschöne RisseEs wurde ein neuer Schwingungsdämpfer eingebaut
Last not least erwies sich auch der Motorkühler als total verrottet.Tausch des Motorkühlers (ca. 100€)

Alles zusammen mit Betriebsstoffen werde ich wohl mit etwa 3000 Euro rechnen müssen. Das bringt meine Reisekalkulation mächtig durcheinander. Eigentlich ist das Reisebudget damit bereits gesprengt. Ich brauche dringend zusätzliche Arbeit, um mir die Kosten der Reparatur wieder hereinzuarbeiten.

Mein Dank gilt hier aber meiner Autowerkstatt, die mein Vorhaben entscheidend unterstützt, sowie allen, die sich mit Fleiß und Engagement um einen Fidibus gekümmert haben. Danke Karl-Heinz, danke Peter, danke Mario!

Wäre dies das Einzige, so wäre schon genug. Erschwert wird alles nun auch noch dadurch, dass wegen zu schnellen Fahrens ein einmonatiges Fahrverbot gegen mich ausgesprochen wurde, im Gepäck noch 2 Punkte in Flensburg und vierhundert Euro Strafe. Wann ist der Punkt endlich erreicht, an dem ich mich entspannt zurücklehnen und mich auf den Tag meiner Abreise freuen kann?

Eine neue Hiobsbotschaft

FidiBus ist schwer erkrankt! Seit dem Sommer 2021 dringen aus FidiBus‘ Innerem seltsame Geräusche. Ein gründlicher Check ergab, dass irgendetwas im Getriebe herum fällt, was da eindeutig nichts zu suchen hat. Damit muss das Getriebe wohl repariert, im ungünstigsten Fall sogar ausgetauscht werden. Für mich bedeutet das einen weiteren schmerzlichen Eingriff in mein Reisebudget. Ich gebe zu, bisher stand meine Reise unter keinem günstigen Stern. Nun ja, Ende Februar werde ich klarer sehen. Jetzt heißt es sparen auf Deibel komm raus!

Planung Phase 2

Heute bin ich in die nächste Planungsphase eingetreten. Von Seabridge habe ich die Info bekommen, dass die Verschiffung am 02. Mai 2022 um 11 Uhr erfolgt. Am 16. Mai wird die Atlantic Sun um 8 Uhr in Halifax erwartet.
Die Versicherung für den Fidibus habe ich in Halifax angefragt und erhoffen mir eine baldige Antwort.
Für die Einreise habe ich ein neues eTA-Visum erhalten

Nächste Schritte:

Anmeldung für die Einreise nach Kanada über die ArriveCAN-App

Abschlusstest des FidiBus‘

leider hat sich seit meiner Reise nach Ligurien vorne rechts ein beunruhigendes Schleifgeräusch eingestellt, dessen Ursache noch nicht bekannt ist. Noch einmal wechselte ich die vorderen Bremsscheiben sowie die Bremsbeläge. Es ergab sich das Problem, dass die inneren Beläge zu dick waren um eingebaut zu werden. Da es sich um die Originalbeläge handelt, ist weder mir noch meinem Fachmann in der Werkstatt die Ursache bekannt.

Als nächstes werde ich dann das Werkzeug für unterwegs zusammenstellen und in der Ausrüstungskiste verstauen.

Ja und dann geht es auch schon bald ans Packen

Es geht wieder los

Heute ist der 22.12.2021 und ich muss tatsächlich schon wieder um meine Reise bangen. Noch immer hat Corona uns fest im Griff. Kaum glaubt man die eine Variante beherrschen zu können, taucht eine weitere auf, noch aggresiver, noch bedrohlicher und schon gibt es wieder Einreisebeschränkungen für Kanada. Noch ist es möglich, dass vollständig geimpfte einreisen dürfen, sofern sie vor Abflug einen zusätzlichen PCR- Test nachweisen können. Bereits im Oktober buchte ich erneut meine Flüge nach Halifax und zurück. Wenn dieses Mal alles gut geht, werde ich am 16. Mai 2022 von Frankfurt aus mit dem Condor losfliegen und dann meinen Fidibus, hoffentlich zeitnah, vom Zollhof des Hafens von Halifax herunterrollen. Bis Mitte Oktober habe ich dann Zeit, meinen Plan umzusetzen.

Zwischenzeitlich konnte ich die eine und die andere Bastelei am Fidibus vornehmen um ihn noch „fitter for future“ zu machen. So verpasste ich ihm noch einen Tempomat, damit ich auf den endlosen Asphaltpisten keinen steifen Fuß bekomme.

Leider hat sich der Preis für einen Liter Diesel gegenüber der letzten Planung fast verdoppelt, weshalb ich mich um eine alternative, ergänzende Finanzierung der Mehrkosten bemühe. Ist das erst einmal in trockenen Tüchern, werde ich darüber berichten.

Das Aus für 2021

Die letzte Hoffnung ist nun auch dahin. Der Einreisestopp wurde erneut verlängert und in Anbetracht der aktuellen Coronasituation in weiten Teilen Kanadas ist auch darüber hinaus nicht mit einer Öffnung zu rechnen. Zwar habe ich bis dahin auch meine zweite Impfung, doch selbst als vollständig geimpfter Tourist habe ich keine Möglichkeit einzureisen. So habe ich nun den Bus-Transfer gestoppt und auch meine Flüge werde ich Anfang Mai stornieren, bzw. umbuchen. So bitter diese erneute Verschiebung auch ist, so wenig lässt sich daran ändern. Wollte ich es überspitzt formulieren, so würde ich sagen, die Beschränkungen garantieren ein Überleben aber kein Leben. Ich wollte mich von Geduld und Vernunft lenken lassen, durch solidarischen Verhalten dazu beitragen, die Krise schnellstmöglich zu überwinden, selbst wenn mir viele der Maßnahmen unausgegoren, halbherzig und chaotisch erschienen, doch ab einem bestimmten Alter beginnt man dann doch zu befürchten, dass einem die aktive Lebenszeit zwischen den Fingern zerrinnt. So hoffe ich auf das nächste Jahr, auf den Fortbestand meiner Gesundheit und das Ende der coronabedingten Lebenseinschränkungen.

WIR SEHEN UNS WIEDER

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